Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2018; 28(04): 239
DOI: 10.1055/s-0038-1668255
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Intensivmedizinische Rehabilitation funktionell schwerst betroffener Patienten

J Beyer
1   Frührehabilitation und Altersmedizin, Krankenhaus Ludmillenstift Meppen
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Publication Date:
09 August 2018 (online)

 

Einleitung:

„Muskuloskelettale Funktionserkrankungen sollten frühzeitig erkannt und weitestgehend verhindert werden“ Wieso nicht bereits während der Intensivbehandlung? Neben der Schwere der initialen Krankheit sind Komplikationen ursächlich für lange Behandlungszeiten. Es kann u.a. zu einer Beteiligung des Muskel-/Nervensystems, der critical illness polyneuro- und myopathy (CIP, CIM) sowie zu kognitiven/psychischen Störungen (Intensiv care unit – Delir) kommen. Vermutlich spielen Infektionen, Toxine, metabolische und vaskuläre Störungen eine Rolle, aber auch beeinflussbare Co-Morbiditäten und Kontextfaktoren. CIP/CIM korreliert mit der Behandlungsdauer und steigt signifikant nach 7 Tagen an.

Methoden:

Ein Konzept für eine intensivmedizinische Rehabilitation (IMR) von funktionell schwerstgeschädigten Patienten wurde erarbeitet. Es besteht umfassender Rehabilitationsbedarf, der über eine Frühmobilisation hinausgeht. Umweltfaktoren im Behandlungssetting wie Licht-/Lärmbelastung, Schlafhygiene, Isolierung sowie limitierte Besuchszeiten wirken sich negativ aus. Eine Psychotherapie ist förderlich für den Genesungsprozess und ein Schutzfaktor für die mitbetroffenen Angehörigen. Therapiemaßnahmen müssen auf den jeweiligen funktionellen Zustand des komplikationsgefährdeten Patienten angepasst werden. Die Therapiedichte umfasst mehrstündige Rehabilitationspflege und multidisziplinäre Therapien zusätzlich zur Intensivpflege.

Ergebnisse:

Untersuchungen in England haben aufgezeigt, dass die kostenintensive „hyperacute rehabilitation“ langfristig Behandlungskosten einspart.

Schlussfolgerungen:

Die IMR kann zu einer Verringerung der Komplikationen, Kosten und Langfristfolgen führen. Eine Entlastung der ITS und der Intensivpflege ist erreichbar. Die zu rasche Entlassung in Intensivpflegeeinrichtungen ohne Rehabilitation muss vermieden werden.