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DOI: 10.1055/s-0038-1668680
Eine retrospektive Routinedatenanalyse gesetzlicher Krankenversicherungen (GKV) zeigt eine geringe Prävalenz, aber hohe Rate von Biologika-Verordnungen und stationären Fistel-Operationen bei Morbus Crohn Patienten mit perianalen Fisteln
Publication History
Publication Date:
13 August 2018 (online)
Einleitung:
Belastbare Daten zur Epidemiologie und Versorgungssituation von Patienten mit perianalen Fisteln (PF) bei Morbus Crohn (MC) in Deutschland sind nicht vorhanden.
Ziel:
Schätzung einer repräsentativen Prävalenz von PF bei MC sowie Analyse stationärer/ambulanter Fistel-Operationen (OP) und ambulanter Arzneimittelverordnungen (VO) im deutschen GKV-System.
Methodik:
Die retrospektive Querschnittsanalyse umfasst BKK-Abrechnungsdaten ärztlicher Leistungen (ambulant/stationär), VO und Stammdaten. Repräsentativität für die GKV-Population hinsichtlich Alter, Geschlecht und Region ist gegeben. Eingeschlossen wurden durchgehend Versicherte (≥18 Jahre) mit MC-Diagnose (ICD-10 K50; M2Q-validiert) in 2015. Die Studienpopulationen sind sequentiell definiert: 1) Alle MC-Patienten, 2) MC-Patienten mit PF-Diagnose (ICD-10-GM K60.3/4/5) und 3) MC-PF-Patienten mit Fadendrainage (OPS 5 – 491.2), als Indikator für eine komplizierte PF (KPF). Die Analyse der PF- und KPF-Population erfolgte hinsichtlich VO (Indikation nicht auf PF/KPF beschränkt) und Fistel-OP; PF-Patienten mit und ohne Biologika-VO wurden separat untersucht.
Ergebnis:
Von 4.464.538 Versicherten hatten 13.346 eine MC-Diagnose (˜299/100.000), davon hatten 451 PF (3,4%) und davon 58 Patienten eine Fadendrainage (KPF, 12,9%). Eine alters- und geschlechtsbereinigte Hochrechnung auf die GKV-Population ergab 210.797 MC- und 7.103 MC-PF-Fälle in 2015. MC-Patienten mit PF und KPF erhielten zu relevanten Anteilen Biologika und Fistel-OP, s. Tabelle 1. PF-Patienten mit Biologika waren jünger als Patienten ohne Biologika.
MC-PF (N = 451) |
MC-KPF (N = 58) |
|
Patienten mit Biologika-VO |
150 (33,3%) |
26 (44,8%) |
Patienten mit konventioneller Therapie* |
226 (50,1%) |
24 (41,4%) |
Stationäre Fistel-OP |
141 (31,3%) |
58 (100,0%) |
Ambulante Fistel-OP |
20 (4,4%) |
2 (3,4%) |
Fistelverschluss-OP |
17 (3,8%) |
4 (6,9%) |
- davon wiederholt operiert in 2015 |
3 (17,6%) |
1 (25,0%) |
*Konventionelle Therapie definiert als nicht-biologische Immunsuppressiva, Antibiotika und/oder Steroide, aber keine Biologika Abkürzungen: KPF: Komplizierte perianale Fistel. MC: Morbus Crohn. OP: Operation. PF: Perianale Fistel. VO: Verordnung |
Fazit:
Das ist die erste repräsentative GKV-Datenanalyse zu MC-PF-Patienten. Berichtete MC-Fallzahlen korrespondieren gut mit früheren Publikationen, während im Querschnitt die PF-Prävalenz mit 3,4% deutlich geringer ist als in publizierten Längsschnittanalysen Ca. 1/3 der PF-Patienten erhielt Biologika oder Fistel-OP; bei KPF-Patienten erhielt fast die Hälfte Biologika und alle wurden stationär operiert.