Z Gastroenterol 2018; 56(08): e216-e217
DOI: 10.1055/s-0038-1668697
Kurzvorträge
Dünndarm, Dickdarm, Proktologie
CED: Neue Optionen der medikamentösen Therapie – Freitag, 14. September 2018, 16:30 – 17:42, 22b
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Indirekter Vergleich von Vedolizumab und Adalimumab für Biologika-naive Patienten mit Colitis ulcerosa: Ein systematischer Review und Metaanalyse

A Dignaß
1   Medizinische Klinik I, Agaplesion Markus Hospital, Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
,
B Siegmund
2   Medizinische Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
,
R Goertz
3   AMS Advanced Medical Services GmbH, Mannheim, Deutschland
,
J Knop
4   Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin, Deutschland
,
G Schneidewind
5   Takeda Pharmaceuticals International AG, Zürich, Schweiz
,
L Fanter
4   Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin, Deutschland
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Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Ein Vergleich der klinischen Daten verschiedener Therapeutika ist wichtig für die Behandlungsentscheidung. Aktuell liegen keine Daten aus klinischen Studien für den direkten Vergleich zwischen verschiedenen Biologika für Colitis ulcerosa (CU) vor.

Ziel:

Ein indirekter Wirksamkeits- und Sicherheitsvergleich zwischen Vedolizumab (VDZ) und Adalimumab (ADA) bei Biologika (bio)-naiven Patienten mit mittelschwerer bis schwerer CU.

Methoden:

Ein systematischer Review von Literaturdatenbanken wurde durchgeführt, um randomisierte, placebo-kontrollierte klinische Studien mit VDZ oder ADA für mittelschwere bis schwere CU zu identifizieren. Dann erfolgte ein Qualifizierungsscreening für den adjustierten indirekten Vergleich nach Bucher auf der Grundlage festgelegter Einschlusskriterien. VDZ und ADA wurden nach dieser Methode durch Placebo als Brückenkomparator indirekt verglichen.

Ergebnisse:

Eine VDZ-Studie (GEMINI 1) und drei ADA-Studien (ULTRA 1 und 2, M10 – 447) erfüllten die Einschlusskriterien. Aus jeder Studie wurden die Daten der bio-naiven Patienten extrahiert. Die Baseline-Charakteristika der Studienpopulationen waren in allen Studienarmen vergleichbar. Obwohl kein statistisch signifikanter Unterschied der Wirksamkeitsendpunkte der Induktionstherapie festgestellt wurde, zeichnete sich ein Trend zu einem Vorteil von VDZ vs. ADA ab. Darüber hinaus gab es keine signifikanten Unterschiede der Wirksamkeitsendpunkte der Erhaltungstherapie (Abb.). VDZ zeigte eine statistisch überlegene Sicherheit in der Erhaltungstherapie vs. ADA, mit signifikant geringerem Risiko für unerwünschte Ereignisse (UE) (RR von 0,67 [95% KI 0,57 – 0,80]; p < 0,001), schwerwiegender UE (0,20 [0,09 – 0,42]; p < 0,001) und UE, die zum Abbruch führten (0,14 [0,05 – 0,43]; p < 0,001).

Tab. 1:

Wirksamkeitsergebnisse aus einem adjustierten indirekten Vergleich (nach Bucher) zw. VDZ und ADA

Induktionsphase (Woche 0 – 6/8)

Erhaltungsphase (Woche 6/8 – 52) 1

VDZ vs.

Placebo

(GEMINI 1)

ADA 160/80mg vs.

Placebo

(Meta-

analyse)2

VDZ vs.

ADA

VDZ Q8W vs. Placebo

(GEMINI 1)

ADA 40 mg

Q2W vs.

Placebo

(ULTRA 2)

VDZ vs. ADA

Patienten in klinischer Remission

n/N

30/130 vs.

5/76

76/463 vs.

43/463

n.v.

33/72 vs.

15/79

28/89 vs.

18/145

n.v.

%

23 vs. 7

16 vs. 9

n.v.

46 vs. 19

32 vs. 12

n.v.

RR (95% Kl)

3,51 (1,42-

8,66)

1,68 (1,04-

2,71)

2,09 (0,75-

5,79)

2,41 (1,43-

4,06)

2,53 (1,49-

4,31)

0,95 (0,45-

2,00)

p-Wert

0,0065

0,0325

0,1580

0,0009

0,0006

0,9044

Patienten mit klinischem Ansprechen

n/N

69/130 vs.

20/76

250/463 vs.

185/463

n.v.

49/72 vs.

21/79

44/89 vs.

35/145

n.v.

%

53 vs. 26

54 vs. 40

n.v.

68 vs. 27

49 vs. 24

n.v.

RR (95% Kl)

2,02 (1,34-

3,04)

1,35 (1,16-

1,57)

1,49 (0,97-

2,31)

2,56 (1,72-

3,82)

2,05 (1,43-

2,93)

1,25 (0,73-

2,15)

p-Wert

0,0008

< 0,0001

0,0715

< 0,0001

< 0,0001

0,4966

Patienten mit Mukosaheilung

n/N

64/130 vs.

19/76

213/463 vs.

159/463

n.v.

43/72 vs.

19/79

40/89 vs.

28/145

n.v.

%

49 vs. 25

46 vs. 34

n.v.

60 vs. 24

45 vs. 19

n.v.

RR (95% Kl)

1,97 (1,29-

3,02)

1,34 (1,14-

1,57)

1,47 (0,93-

2,32)

2,48 (1,61-

3,84)

2,33 (1,55-

3,49)

1,07 (0,59-

1,93)

p-Wert

0,0019

0,0004

0,0955

< 0,0001

< 0,0001

0,8336

1Patienten, die in Woche 6 (Vedolizumab [VDZ]) bzw. Woche 8 (Adalimumab [ADA]; gemäß Partial Mayo Score) für alle Endpunkte auf induktionsbehandlung angesprochen hatten; bei GEMINI 1 waren Ansprechdaten in Woche 6 für sowohl VDZ- als auch Placebogruppen verfügbar; bei ULTRA 2 waren Ansprechdaten in Woche 8 für ADA, jedoch nicht für die Placebogruppe verfügbar; daher wurden Daten von Patienten, die in ULTRA 2 für Placebo randomisiert waren, unabhängig vom Ansprechstatus in Woche 8 aufgenommen; dieser konservative Ansatz führt zu einem größeren Delta zwischen den ADA- und Placeboarmen und somit einer Überschätzung der Behandlungseffektunterschiede zwischen den beiden Armen; 2Daten aus der Metaanalyse der verfügbaren Daten aus ULTRA 1, ULTRA 2 und M10 – 447.

Kl: Konfidenzintervall; n: Zahl der Patienten, die diesen Endpunkt erreicht haben; N: Zahl der analysierten Patienten; n.v.: nicht verfügbar; RR: relatives Risiko.

Schlussfolgerung:

Dieser indirekte Vergleich zeigt auf, dass VDZ eine vergleichbare Wirksamkeit wie ADA bei verbesserter Sicherheit für bio-naive Patienten mit mittelschwerer bis schwerer CU hat.