Z Gastroenterol 2018; 56(08): e387-e388
DOI: 10.1055/s-0038-1669158
Kurzvorträge
Klinische Praxis und Versorgungsforschung
Perioperative Medizin/Versorgungsforschung/Outcome – Donnerstag, 13. September 2018, 08:00 – 09:36, 21a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Patientenmodell – Schlüssel für die modellbasierte Chirurgie

T Vogel
1   Klinikum Rechts der Isar der TU München, München, Deutschland
,
H Feußner
1   Klinikum Rechts der Isar der TU München, München, Deutschland
,
H Friess
1   Klinikum Rechts der Isar der TU München, München, Deutschland
,
N Marahrens
2   Technische Universität München, Forschungsgruppe MITI, München, Deutschland
,
N Kohn
2   Technische Universität München, Forschungsgruppe MITI, München, Deutschland
,
D Ostler
2   Technische Universität München, Forschungsgruppe MITI, München, Deutschland
,
D Wilhelm
1   Klinikum Rechts der Isar der TU München, München, Deutschland
,
M Kranzfelder
1   Klinikum Rechts der Isar der TU München, München, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Die „Kognitive Chirurgie“ ist Ziel wissenschaftlicher Bemühungen. Diese setzt voraus, dass „intelligente OP-Systeme“ das Geschehen während der Operation verstehen und den Operateur als „kooperatives“ System unterstützen. Dazu ist neben einer Beschreibung des chirurgischen Ablaufs (Operationsmodell) auch die Berücksichtigung des einzelnen Patienten essentiell (Patientenmodell).

Ziele:

Ziel dieser Arbeit ist es zu beurteilen, ob und inwieweit präoperative Daten Aufschluss über den Verlauf und gewisse Anforderungen einer Operation geben.

Methodik:

In dieser Studie wurden bei n = 70 Patienten mit laparoskopischer Cholezystektomie sowohl prä- als auch intraoperative Parameter erfasst. Präoperativ wurden unter anderem Laborergebnisse, biometrische Daten, die Dimensionen der Gallenblase registriert. Intraoperativ wurde neben der insufflierten Gasmenge, der Abstand zwischen Bauchdecke/Calot Dreieck auch die Dauer einzelner Operationsphasen ermittelt. Mögliche Zusammenhänge wurden mithilfe des Korrelationskoeffizienten nach Spearman und einer unifaktoriellen Varianzanalyse analysiert.

Ergebnis:

Es zeigten sich beim männlichen im Vergleich zum weiblichen Geschlecht mit p < 0,05 die insufflierte Gasmenge mit einem F: 7,6 über Fcrit: 4,0, die Präparationsdauer mit F: 4,4 über Fcrit: 4,0 und die Gesamtoperationsdauer F: 5,7 über Fcrit: 4,0. Die Gallenblasenwanddicke zeigte bei verdickter Wand eine Zunahme der Präparationsdauer mit F: 7,1 bei Fcrit: 4,0 bei p < 0,05. Des Weiteren ergab sich ein Einfluss des Hüftumfanges auf die Präparationsdauer mit einem Korrelationskoeffizienten von 0,50 bei p < 0,05. Die präoperativ vermessene Bauchdeckendicke wirkte sich mit 0,48, der Hüftumfang mit 0,57 und der Taillenumfang mit 0,57 bei p < 0,05 auf den Abstand zwischen Bauchdecke und Calot Dreieck aus.

Schlussfolgerung:

Präoperative Parameter haben unterschiedlichen Einfluss auf den Verlauf einer Operation. Dies bietet nicht nur Grundlage einer gewissen Prädiktion, sondern auch Basis für patientenindividuelle Chirurgie. Der spezifische Wert verschiedener Daten ist jedoch unterschiedlich. Die modellbasierte Chirurgie benötigt daher die Erfassung möglichst vieler Daten. Hierzu wäre eine umfassende standardisierte Datenerfassung im Idealfall multizentrisch wünschenswert.