Z Gastroenterol 2018; 56(08): e390
DOI: 10.1055/s-0038-1669165
Kurzvorträge
Klinische Praxis und Versorgungsforschung
Perioperative Medizin/Versorgungsforschung/Outcome – Donnerstag, 13. September 2018, 08:00 – 09:36, 21a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Definition und Prädiktion des Schweregrads von Lymphfisteln nach radikaler inguinaler Lymphknotendissektion

A Gerken
1   Universitätsmedizin Mannheim, Chirurgische Klinik, Mannheim, Deutschland
,
F Herrle
1   Universitätsmedizin Mannheim, Chirurgische Klinik, Mannheim, Deutschland
,
J Jakob
1   Universitätsmedizin Mannheim, Chirurgische Klinik, Mannheim, Deutschland
,
P Hohenberger
1   Universitätsmedizin Mannheim, Chirurgische Klinik, Mannheim, Deutschland
,
NN Rahbari
1   Universitätsmedizin Mannheim, Chirurgische Klinik, Mannheim, Deutschland
,
C Weiß
2   Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Statistik, Mannheim, Deutschland
,
K Nowak
1   Universitätsmedizin Mannheim, Chirurgische Klinik, Mannheim, Deutschland
3   RoMed Klinikum Rosenheim, Klinik für Allgemein-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Rosenheim, Deutschland
,
J Weitz
4   Uniklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden, Deutschland
,
C Reißfelder
1   Universitätsmedizin Mannheim, Chirurgische Klinik, Mannheim, Deutschland
,
J Dobroschke
4   Uniklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Nach radikaler inguinaler Lymphknotendissektion (ILND) treten Lymphfisteln mit einer Häufigkeit von ca. 60% auf. Eine systematische Literaturrecherche und Metaanalyse unserer Arbeitsgruppe untersuchte die Evidenz des Einsatzes von Hämostyptika zur Reduktion der Lymphfistelrate. Es zeigte sich, dass die Endpunkte der unterschiedlichen randomisierten Studien schwer zu vergleichen waren, da keine einheitliche Definition des Begriffs „Lymphfistel“ existiert.

Ziele:

Ziel ist die standardisierte und evidenzbasierte Definition des Begriffes „Lymphfistel“ und die Evaluation der täglichen Drainagemengen zur Prädiktion des Schweregrads von Lymphfisteln nach ILND.

Methodik:

Es erfolgte eine multizentrische retrospektive Analyse von 82 Patienten, welche sich zwischen 04/2009 und 07/2014 einer ILND unterzogen hatten. Neben patientenspezifischen Daten wurden tägliche Drainagenmengen sowie das Auftreten von Reintervention, Reoperation oder Verzögerung der geplanten adjuvanten Therapie ausgewertet.

Ergebnis:

Als Grad A Lymphfistel wurde eine prolongierte postoperative Sekretion über die Drainage von mehr als 50 ml/24h für mehr als 5 Tage, maximal 8 Tage postoperativ bezeichnet unter der Voraussetzung dass kein interventionspflichtiges Serom bestand.

Als Grad B Lymphfistel wurde eine postoperative Sekretion über die Drainage für mehr als 8 Tage postoperativ oder das Vorhandensein eines interventionspflichtigen Seroms bezeichnet.

Eine Grad C-Lymphfistel stellte eine Fistel dar, welche einer Reoperation bedurfte oder welche zu einer Verzögerung einer geplanten adjuvanten Therapie führte.

Patienten, die eine Lymphfistel Grad B oder C entwickeln, wiesen bereits an den ersten beiden postoperativen Tagen höhere Drainagemengen auf. In der ROC-Analyse zeigte sich, dass sich die Drainagemenge am zweiten postoperativen Tag als Prädiktor für die Entwicklung einer schweren Lymphfistel (Grad B oder C) eignet.

Schlussfolgerung:

Zur Vereinheitlichung der Endpunkte zukünftiger Studien, die die lymphogene Morbidität nach ILND beschreiben, schlagen wir eine standardisierte und auch klinisch anwendbare Definition der Lymphfistel in Grad A, B und C vor. Die Drainagemenge am zweiten postoperativen Tag eignet sich als Prädiktor für das Auftreten von Lymphfisteln Grad B oder C.