Zeitschrift für Palliativmedizin 2018; 19(05): e4
DOI: 10.1055/s-0038-1669220
Vortrag
PS 24 Gesellschaft & Politik: Kultur und Flüchtlinge: 07.09.2018 – 14:00 – 15:30 – Focke-Wulf Saal
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Palliativversorgung (PV) von Menschen mit Migrationshintergrund (MH) in Berlin – Eine Schnittstellenperspektive

SJ Kranz
1   Alice Salomon Hochschule, Berlin, Germany
,
TA Göppert
1   Alice Salomon Hochschule, Berlin, Germany
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Publication History

Publication Date:
20 August 2018 (online)

 

Fragestellung:

Studien zufolge haben Menschen mit MH nur bedingt Zugang zur PV, dies wird unter anderem mit existierenden Barrieren in die Überleitung begründet. Um Menschen mit MH eine bedarfsgerechte Versorgung zu ermöglichen, ist es daher notwendig, Barrieren aus Sicht der Schnittstellen zwischen kurativer und palliativer Versorgung zu erheben, da sie an der Überleitung maßgeblich beteiligt sind. Daher lautet die Fragestellung: „Welche Barrieren und Hürden erfahren Menschen mit MH in Berlin aus Sicht der in den Schnittstellen Tätigen?“

Methode:

Dieser Fragestellung wird mithilfe von sechs leitfadengestützten Expert*inneninterviews und Inhaltsanalyse nach Kuckartz im Rahmen eines qualitativen Forschungsdesigns nachgegangen.

Ergebnis:

Die Ergebnisse bestätigen bekannte Zugangsbarrieren für Menschen mit MH, wie Sprachbarrieren oder fehlende Institutionskunde. Darüber hinaus zeigen sich ein differentes Verständnis von PV, ebenso wie eine individuelle Definition des Begriffes MH der Interviewpartner*innen als Zugangsbarriere. Auch wird die Frage aufgeworfen, ob das Angebot der PV für alle Menschen passend ist oder vielmehr durch eine Diagnose bzw. der Vorstellung der Versorger*innen bestimmt wird. Auf gesellschaftliche Ebene wird deutlich, dass eine Überleitung in die PV zur Hürde wird, wenn Menschen als nicht integriert wahrgenommen werden und der Schutzstatus sowie die Finanzierung der Versorgung nicht ausreichend geklärt sind.

Konklusion:

Kulturelle Sensibilisierung muss eine Prüfung des Verständnisses von PV für alle Beteiligten bedeuten, besonders vor dem Hintergrund, dass PV die Betroffenen in den Fokus stellt und sich an deren Bedürfnissen ausrichten soll. Auch wenn Berlin günstige Strukturen zeigt und Menschen mit MH aus Sicht der Schnittstellen per se in die PV übergeleitet werden können, müssen Strukturen weiterentwickelt, vernetzt und finanziert werden, um ausreichend auf die Versorgungswünsche von Menschen mit MH am Lebensende vorbereitet zu sein.