Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0038-1669221
Interdisziplinarität und Integration vs. Spezialisierung – Oder: Quo vadis Palliativversorgung?
Publication History
Publication Date:
20 August 2018 (online)
Die Entwicklung der Palliativmedizin/-pflege sowie der ehrenamtlich getragenen Hospizarbeit in den vergangenen 30 Jahre kann im Sinne einer ‚Institutionalisierung‘ neuer Versorgungsangebote für Menschen am Lebensende zweifellos als Erfolgsgeschichte gelten. Begleitet wird sie von der grundsätzlichen Frage nach dem Verhältnis einer sich weiter ausdifferenzierenden ‚medizinischen Teildisziplin‘ auf der einen Seite und der Dynamik einer Bürgerbewegung, die möglichst viele Menschen integrieren will, auf der anderen Seite.
Der Beitrag möchte aus einer organisations- und professionssoziologischen Perspektive den zukünftigen Weg der Palliativversorgung ausloten und dazu aktuelle Perspektiven bzw. mögliche Szenarien erörtern. Als Prämisse wird dabei gesetzt, dass dieser Bereich keine ‚medizinischen Versorgungsform‘ bezeichnet, sondern dem Anspruch nach ein ‚ganzheitlich‘ ausgerichtetes, umfassendes Sorgen verfolgt, dessen praktische Umsetzungen keineswegs schon fixiert sind: Interdisziplinarität und Multiprofessionalität, zunehmende Spezialisierung verschiedener Berufsbilder im Hinblick auf die existenziellen Leiden und Nöten von Menschen am Lebensende, weitere Einbeziehung zivilgesellschaftlichen Engagements u.a.m.?
Aktuell kann Palliative Care als eine vielschichtige und mehrdimensionale Arbeit von Menschen an, für und mit Menschen verstanden werden. Mehr noch: Soziologisch gesehen ist sie eine komplexe, kooperative Dienstleistung, die in individualisierter Form in flexiblen Netzwerken her-, bereit- und auf Dauer zu stellen ist – mit all den damit verbundenen Herausforderungen und Problemen. Damit erscheint der Bereich möglicherweise als modellhaft für die organisationale Bewältigung von ‚Versorgungsproblemen‘ der Risikogesellschaften des 21. Jhdts., Voraussetzung hierfür ist jedoch eine offene Diskussion organisationaler Entwicklungsperspektiven inkl. politischer Interessen, Macht und Herrschaft.