Zeitschrift für Palliativmedizin 2018; 19(05): e5
DOI: 10.1055/s-0038-1669223
Vortrag
PS 25 Forschung: 07.09.2018 – 14:00 – 15:30 – Lloyd
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Herausforderungen von Gebärdensprachdolmetschern in ihrer Arbeit mit schwerstkranken und sterbenden tauben Menschen. Eine qualitative Untersuchung

AM Ruszynski
1   Evangelisches Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin, Jugend- und Behindertenhilfe, Teltow, Germany
,
CL Orellana-Rios
2   Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Palliativmedizin, Freiburg, Germany
,
G Becker
2   Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Palliativmedizin, Freiburg, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
20 August 2018 (online)

 

Hintergrund und Ziel:

GebärdensprachdolmetscherInnen (GD) ermöglichen Kommunikation zwischen hörenden und gehörlosen Menschen. Sie spielen somit im Leben von gehörlosen Menschen eine wesentliche Rolle. Wenig bekannt ist über die Herausforderungen, denen GD begegnen, wenn sie in palliativen Kontexten übersetzen und mit den Themen Sterben und Tod professionell und persönlich konfrontiert werden. Mit dem Ziel, mögliche Herausforderungen zu identifizieren, wurde eine qualitative Studie durchgeführt.

Methode:

Es wurden leitfadengestütze Interviews mit sechs GD durchgeführt, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet. Die InterviewpartnerInnen wurden über den Bundesverband der Gebärdensprachdolmetscher/innen Deutschlands e.V. rekrutiert und mittels Theoretical Sampling ausgewählt. Neben Fragen zum Übersetzungsprozess wurde auch nach Auswirkungen für sowohl die professionelle Rolle als auch auf den persönlichen Bereich gefragt.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse zeigen die Vielschichtigkeit der professionellen, ethischen und persönlichen Anforderungen auf, die die GD vor, während und nach einem Arbeitsauftrag in einem palliativen Setting zu bewältigen haben. Neben strukturellen Herausforderungen, die den Übersetzungsprozess grundsätzlich erschweren, sind sowohl die Beziehungsgestaltung zu Patienten, ihren Angehörigen und zu den hörenden Gesundheitsfachpersonen sowie der Umgang mit der eigenen emotionalen Betroffenheit zentrale Herausforderungen. Auch berufsethische Konflikte können entstehen.

Schlussfolgerung:

Die Arbeit in palliativen Kontexten stellt komplexe Anforderungen an die Arbeit, die Rolle und an die Person des GD. Die absolvierten Qualifizierungen bereiten oft zu wenig auf diese Herausforderungen vor; Strategien für den Umgang sind sehr individuell und Möglichkeiten zur Reflexion nur unzureichend gegeben. Spezifische Fortbildungen und Supervisionsangebote werden als wünschenswert eingeschätzt.