Zeitschrift für Palliativmedizin 2018; 19(05): e5-e6
DOI: 10.1055/s-0038-1669224
Vortrag
PS 25 Forschung: 07.09.2018 – 14:00 – 15:30 – Lloyd
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Existenzielle Verzweiflung von PalliativpatientInnen – Belastungen für Palliative Care Teams und Konsequenzen für die Betreuungsqualität (Ergebnisse der weltweit größten Umfrage bei Fachkräften spezialisierter Palliativeinrichtungen)

C Gabl
1   Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, Mobiles Palliativteam, Innsbruck, Austria
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 August 2018 (online)

 

Fragestellung:

Die tiefe existenzielle Verzweiflung belastet PatientInnen mit einer todbringenden Erkrankung und deren Angehörige schwer. Primär fallen medikamentös kaum kontrollierbare körperliche oder psychische Symptome auf, sowie der Wunsch nach Beschleunigung des Sterbeprozesses.

Die betreuenden Teams nehmen einen hohen Handlungsdruck wahr. In der internationalen Literatur gibt es bisher keine umfassenden Untersuchungen dazu, wie die Betreuungsteams diese Situationen erleben und welche Konsequenzen sich für die Betreuungsqualität ergeben.

Methodik:

Die Fachkräfte der spezialisierten österreichischen Palliativeinrichtungen wurden mittels eines Online-Fragebogens im April und Mai 2017 befragt. Erfasst wurden das Ausmaß und die Auslöser der Belastungen, sowie die daraus resultierende Auswirkung auf die Betreuungsqualität. Weiters wurde nach Strategien zur Entlastung und der Wunsch nach weiterführenden Unterstützungsmaßnahmen für die Teams gefragt.

Ergebnis:

340 Personen, knapp ein Fünftel aller Fachkräfte dieser Palliativeinrichtungen antworteten. Diese haben im Median 30,5% (0 – 90%) PatientInnen in tiefer existenzieller Verzweiflung wahrgenommen.

Als Anzeichen der Belastung der Betreuenden wurden u.a. die Reduktion der Kontakte zu diesen PatientInnen, Wünsche nach Verabreichung von Psychopharmaka oder Palliativer Sedierungstherapie genannt. Insgesamt ist davon auszugehen, dass drei Viertel der Betreuungspersonen inadäquate Maßnahmen in Erwägung ziehen oder durchführen, was eine deutliche Verschlechterung der Betreuungsqualität bedeuten würde. Diese Effekte verstärken sich mit Zunahme des Grades der Belastung der Betreuungspersonen.

Schlussfolgerung:

Existenziell leidende Menschen sind auf die persönliche Begleitung durch Mitmenschen angewiesen. Um in dieser Situation präsent bleiben zu können, bedarf es einer reflexiven Auseinandersetzung der professionellen BetreuerInnen mit den Themen Leid und Verzweiflung und diesbezüglicher Aus- und Fortbildungen.