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DOI: 10.1055/s-0038-1669227
Wo steht die Trauerversorgung in Deutschland? Eine versorgungsepidemiologische Erhebung
Publication History
Publication Date:
20 August 2018 (online)
Fragestellung:
Zahlreiche Fachkräfte in Deutschland sind im Bereich der Trauerversorgung tätig. Eine systematische Untersuchung dieses Tätigkeitsfeldes liegt bislang nicht vor. Anlässlich der neuaufgelegten ICD-11, in der die Weltgesundheitsorganisation auch die Aufnahme einer „Anhaltenden Trauerstörung“ vorsieht, stellt sich die Frage, wie sich die Versorgung Trauernder bislang darstellt und welche Forderungen sich für deren weitere Entwicklung ableiten lassen.
Methodik:
Bundesweit wurden alle Landespsychotherapeuten- und -ärztekammern, ausgewählte Hochschulambulanzen, ein psychologischer Fachverband, eine Stiftung zur Förderung der Klinischen Psychologie sowie 885 Trauerversorgungseinrichtungen um Unterstützung bei der Erhebung gebeten. 676 Personen nahmen an der anonymen Online-Erhebung teil. 410 Antworten konnten ausgewertet werden. Die Datenauswertung erfolgte deskriptiv.
Ergebnis:
Der Großteil der Trauerversorger übt die Tätigkeit in hauptberuflichem Rahmen aus (45,4%). 32,7% arbeiten ehrenamtlich, 11,7% nebenberuflich. 61,0% der Befragten absolvierten eine trauerspezifische Zusatzausbildung an insgesamt 71 verschiedenen Einrichtungen. Für die eigene Tätigkeit werden vor allem die Begriffe „Trauerbegleitung“ (80,2%) und „Trauerberatung“ (53,2%), diese aber oft auch synonym (47,8%) verwendet. Die Trauerversorgung erfolgt überwiegend nach krankheitsbedingtem Verlust mit Leidenszeit (48,5%), häufigster Anlass (45,5%) ist der Verlust des Lebenspartners, häufigstes Setting das Einzelgespräch (48,9%). Eine standardisierte Eingangsdiagnostik erfolgt durch 8,3%, eine Erfolgskontrolle durch 6,8% der Trauerversorger.
Schlussfolgerung:
Die Trauerversorgung in Deutschland stellt sich in Struktur, Qualifikation und Qualitätssicherung als äußerst heterogenes Feld dar. Dringliche Entwicklungsschritte sind die weitere systematische Erforschung und Professionalisierung dieses Tätigkeitsfeldes sowie die nachhaltige Vernetzung der Trauer- und Palliativversorgung.