Zeitschrift für Palliativmedizin 2018; 19(05): e7
DOI: 10.1055/s-0038-1669228
Vortrag
PS 29 Gesellschaft & Politik: Gesundheitskompetenz und psychische Störungen: 07.09.2018 – 16:00 – 17:30 – Focke-Wulf Saal
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie viel privaten Tod verträgt das Palliativteam? Mitgefühl, Selbstsorge und Professionalisierung wenn ein Teammitglied betroffen ist

T Brinkmann
1   Trauerberatung, Fortbildungen, Trainings und Vorträge zu Trauer am Arbeitsplatz, Palliative Care und Selbstsorge, Bremen, Germany
,
J Gattermann
2   Klinikum Bremen-Mitte, IBF/KEK, Bremen, Germany
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Publication History

Publication Date:
20 August 2018 (online)

 

Die viel beachtete Studie „Wie viel Tod verträgt das Team?“ (Müller et al. 2009; 2010; Pfister 2012) hat gezeigt, dass persönliche Lebenskrisen und die durch Patienten hervorgerufenen Erinnerungen an eigene Todesfälle erhebliche Belastungsfaktoren für Professionelle im Palliativbereich sind. Es existieren also Wechselwirkungen zwischen privaten Toden und beruflichem Handeln. In unserem Vortrag gehen wir in Dialogform der Fragestellung nach, wie Professionelle bislang mit dieser Wechselwirkung umgehen und was hilfreich ist, wenn private Tode eines Teammitglieds bewältigt werden müssen.

Auf der Basis eines eigenes Projekts (Brinkmann, Gattermann 2017), durch die Lehrtätigkeit in Palliative Care-Fort- und Weiterbildungen sowie durch Beratung und Supervision von Hospiz- und Palliativteams kommen wir zu folgenden Ergebnissen: Oft sind es persönliche Schlüsselerlebnisse, die Menschen motivieren, sich mit dem Thema Palliative Care auch beruflich zu befassen, und in der täglichen Konfrontation mit Sterben und Tod wird eine hohe Professionalität entwickelt. Wenn ein Teammitglied von einem privaten Tod betroffen ist, entsteht im Vergleich zu anderen Branchen ein höherer Anspruch, die Betroffenen zu unterstützen. Es gelingt allerdings selten, diesem Anspruch gerecht zu werden.

Unserer Erfahrung nach fehlt bislang vor allem:

  • die introspektive und reflektierende Bearbeitung des Rollenkonflikts

  • die selbstbestimmte Selbstsorge von Teammitgliedern, die von privaten Toden betroffen sind (z.B. wie lange setzen sie die Tätigkeit im Palliativbereich aus, welche Patientengruppe versorgen sie nicht)

  • die Entwicklung eines realistischen Anspruchs, den Spagat zwischen Mitgefühl/Rücksichtnahme und Professionalität/Normalität auszutarieren

Wenn diese Aspekte berücksichtigt werden, führt das zu einer weiteren Professionalisierung von Palliativteams und die Belastungen der Einzelnen wie des Teams verringern sich.