Zeitschrift für Palliativmedizin 2018; 19(05): e10
DOI: 10.1055/s-0038-1669238
Vortrag
PS 35 Forschung: 08.09.2018 – 10:30 – 12:00 – Lloyd
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Einfluss von Persönlichkeitsfaktoren auf das Ausmaß von Demoralisierung

T Thyson
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Zentrum für Palliativmedizin, Düsseldorf, Germany
,
M Schallenburger
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Zentrum für Palliativmedizin, Düsseldorf, Germany
,
A Scherg
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Zentrum für Palliativmedizin, Düsseldorf, Germany
,
J Schwartz
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Zentrum für Palliativmedizin, Düsseldorf, Germany
,
M Neukirchen
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Zentrum für Palliativmedizin, Düsseldorf, Germany
,
C Schulz
2   King's College London, Institute of Psychiatry, Psychology and Neuroscience, Department of Psychological Medicine, London, United Kingdom
3   South London and Maudsley NHS Foundation Trust, London, United Kingdom
4   St. Christopher's Hospice, London, United Kingdom
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. August 2018 (online)

 

Hintergrund:

Bisherige Forschungsarbeiten haben interindividuelle Unterschiede in Bezug auf existenziellen Distress am Lebensende weitgehend unberücksichtigt gelassen. Chochinov et al. (2006) konnten einen signifikanten Zusammenhang zwischen Neurotizismus und Leiden am Lebensende zeigen. Die vorliegende Studie hat den Einfluss zweier Persönlichkeitsfaktoren des Fünf-Faktoren Modells der Persönlichkeit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit, auf das Ausmaß von Demoralisierung bei Patienten im palliativen Setting untersucht.

Methode:

Die Persönlichkeitseigenschaften wurden mittels der deutschen Version des NEO-FFI erhoben (Borkenau & Ostendorf, 2008). Der Grad der Demoralisierung wurde mittels der deutschen Demoralisationsskala (Mehnert et al., 2011) erfasst. Letztere erfasst fünf Dimensionen von Demoralisierung: Verlust an Lebenssinn, Dysphorie, Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit und Gefühl von Versagen.

Ergebnisse:

An der Studie nahmen 45 Patienten mit einer Lebenserwartung von maximal wenigen Monaten teil. Verträglichkeit und Demoralisierung korrelierten signifikant mit r(43)= –0,45, p= 0,002. Verträglichkeit konnte als Prädiktor für Demoralisierung identifiziert werden, b = –1,377, t(43)= –3,296, p= 0,002. Verträglichkeit erklärte einen signifikanten Anteil der Varianz von Demoralisierung, R 2= 0,202, F(1,43)= 10,86, p= 0,002.

Die Interaktion zwischen Gewissenhaftigkeit und Demoralisierung ergab kein signifikantes Ergebnis, r(43)= –0,23, p = 0,12.

Diskusssion:

Die Erkenntnisse unterstützen vorherige Forschung, die Interaktionen zwischen Persönlichkeit und existenziellem Distress am Lebensende untersuchten.

Die Bestimmung von Persönlichkeitseigenschaften zu Beginn einer lebensverkürzenden Erkrankung kann hoch vulnerable Patientengruppen identifizieren und zur Entwicklung patientenzentrierter therapeutischer Interventionen beitragen. Dies könnte existenzielles Leid am Lebensende lindern und die Lebensqualität von Schwerstkranken und Sterbenden verbessern.

Literatur:

[1] Chochinov, H. M., Kristjanson, L. J., Hack, T. F., Hassard, T., McClement, S., & Harlos, M. (2006). Personality, neuroticism, and coping towards the end of life. Journal of Pain and Symptom Management, 32, 332 – 341.

[2] Borkenau, P., & Ostendorf, F. (2008). NEO-FFI: NEO-Fünf-Faktoren-Inventar nach Costa und McCrae. Göttingen: Hogrefe.

[3] Mehnert, A., Vehling, S., Höcker, A., Lehmann, C., & Koch, U. (2011). Demoralization and depression in patients with advanced cancer: Validation of the German version of the demoralization scale. Journal of Pain and Symptom Management, 42, 768 – 776.