Zeitschrift für Palliativmedizin 2018; 19(05): e11
DOI: 10.1055/s-0038-1669239
Vortrag
PS 6 Symptome & Belastungen: Herausfordernde Substanzen: 06.09.2018 – 14:00 – 15:30 – Hanse Saal
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Off-Label-Use in der Palliativmedizinischen Praxis

C Remi
1   Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Germany
,
J Haberzettl
2   Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie, Würzburg, Germany
,
J Metz
2   Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie, Würzburg, Germany
,
C Bausewein
1   Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Germany
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Publication History

Publication Date:
20 August 2018 (online)

 

Hintergrund:

Die Anwendung von Arzneimitteln außerhalb ihrer gesetzlichen Zulassung (Off-Label-Use; OLU) gehört zur tägl. Praxis in der Palliativversorgung. Bislang ist wenig über OLU in der Palliativmedizin in Deutschland bekannt. Kenntnisse über OLU sind jedoch u.a. notwendig, um risikobehaftete Bereiche zu identifizieren, Strategien zum Umgang im Alltag und Argumentationshilfen gegenüber Kostenträgern zu entwickeln. Ziel der Studie: qualitative und quantitative Bewertung von OLU auf einer Palliativstation.

Methoden:

Bewertung von allen Arzneimitteln, die im Oktober 2017 auf der Palliativstation des Klinikums der Universität München verabreicht wurden nach Anwendung außerhalb der Zulassung wie Indikation, Dosis, Anwendungsdauer, Applikationsweg und -modus. Anschließend Vergleich von OLU mit Empfehlungen der S3 Leitlinie Palliativmedizin und Angaben im Buch „Arzneimitteltherapie in der Palliativmedizin“.

Ergebnis:

Von 1.-31.10.2017 wurden 87 Arzneistoffe mit 2035 Arzneimittelanwendungstagen an 228 Patiententagen verordnet. 56% (n = 1133) waren außerhalb der Zulassung. OLU betraf Indikation 58% (n = 654), Applikationsmodus 33% (n = 376), Dosis 17% (n = 195), Applikationsweg 8% (n = 94), Dosierintervall 6% (n = 70) und Anwendungsdauer 3% (n = 39). Häufig wurden mehrere OLU-Anwendungen kombiniert. Die am häufigsten außerhalb der Zulassung eingesetzten palliativmedizinisch relevanten Substanzklassen waren Opioide 89% (n = 236), Antipsychotika 89% (n = 78), Antidepressiva 80% (n = 96), Antiemetika 74% (n = 124), Benzodiazepine 69% (n = 63) und Nicht-Opioid Analgetika 60% (n = 92). Für ca. 1/3 der Arzneistoffe ist der OLU auch in der palliativmedizinischen Literatur beschrieben.

Diskussion:

Mehr als die Hälfte der Arzneimittelanwendungen waren außerhalb der Zulassung, v.a. bei Indikation und Applikationsmodus. Da nur für 1/3 der eingesetzten Substanzen der jeweilige OLU in der Literatur beschrieben ist, sollte als nächster Schritt untersucht werden, ob der häufige OLU gut begründbar ist.