Zeitschrift für Palliativmedizin 2018; 19(05): e15
DOI: 10.1055/s-0038-1669251
Vortrag
PS 20 Forschung: 07.09.2018 – 11:00 – 12:30 – Lloyd
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Angehörigenarbeit in der ambulanten Palliativversorgung – eine Leerstelle (nur?) in der Dokumentation

S Pleschberger
1   Gesundheit Österreich/The Austrian Public Health Institute, Gesundheitsberufe, Wien, Austria
,
Y Eisenmann
2   Gesundheit Österreich/The Austrian Public Health Institute, Wien, Austria
,
C Kreyer
3   Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik, Dep. für Pflegewissenschaft und Gerontologie, Hall i. T., Austria
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Publication Date:
20 August 2018 (online)

 

Angehörige spielen in der häuslichen Palliative care eine wichtige Rolle und sie sind vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Hospiz- und Palliativdienste engagieren sich zwar in der Unterstützung von Angehörigen, wie und in welchem Ausmaß, das ist bislang noch wenig erforscht. Im KOMMA-Projekt wird der Erfassung von Bedürfnissen von Angehörigen besonderes Augenmerk geschenkt. Teil der Begleitforschung war die Beschreibung des Status Quo der Angehörigenarbeit bei den beteiligten Diensten, mit der Frage, inwieweit sich Angehörige und deren Bedürfnisse in der Dokumentation wiederfinden?

Methodisch erfolgte eine Analyse von Pflege- & Betreuungsdokumentationen sowie Fokusgruppen mit SAPV-Mitarbeitern; Nach einem Screening von 200 Dokumentationen aus einer definierten Zeitperiode von drei beteiligten SAPV-Diensten in NRW wurden Dokumentationen von 50 abgeschlossenen Verläufen in denen Angehörige erwähnt wurden einer vertiefenden qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen. Die Ergebnisse wurden in jedem Dienst im Rahmen einer Fokusgruppe (n = 3) mit Teammitgliedern (n = 21) diskutiert.

Bedürfnisse von Angehörigen fanden sich in den Dokumentationen nur vereinzelt und waren eng mit der Versorgung der Patienten verknüpft. Wenig Aufmerksamkeit wurde Angehörigen als Nutzergruppe mit eigenen Anliegen geschenkt. Ein gezieltes Assessment ihrer Bedürfnisse erfolgte nicht. Dokumentationen zu Gesprächen mit Angehörigen ließen meist offen, was besprochen wurde, und welche weiteren Maßnahmen daraus resultierten. In den Fokusgruppen wurde dies bestätigt, jedoch auf eine bestehende Divergenz zwischen Versorgungs- und Dokumentationspraxis hingewiesen.

Die Dokumentationsanalyse bewährte sich als Instrument der Sensibilisierung bei den Mitarbeitern. Sie zeigte jedoch auch, dass Angehörigenarbeit derzeit wenig systematisch erfolgt und sowohl Bedürfnisse von Angehörigen als auch Interventionen nicht als Leistungen sichtbar werden.

Diese Studie wird von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gefördert.