Zeitschrift für Palliativmedizin 2018; 19(05): e22
DOI: 10.1055/s-0038-1669272
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Halt im Leben durch Rituale. Gottesdienstliche Feiern mit Menschen mit Demenz – Welche Aspekte und Faktoren können die Wirksamkeit des Erlebens fördenden?

C Fleck
1   Bundesverband Trauerbegleitung e.V. (BVT), Klingenmünster, Germany
2   Erzbischöfliches Ordinariat München, Fachbereich Seelsorge in stationären Einrichtungen, München, Germany
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Publication Date:
20 August 2018 (online)

 

Für Menschen, die in ihrem Leben durch Demenz beeinträchtigt sind, verliert das Leben an Stabilität. Gemeinsam erlebte Rituale können unter bestimmten Bedingungen Möglichkeiten bieten, diesem Verlust zu zu begegnen. Wenn sprachliche Kommunikation nur noch begrenzt wirksam ist, kann dies durch nonverbale ergänzt werden, es wird auf andere Ressourcen zurückgegriffen. Eine Form dieser Rituale sind gottesdienstliche Feiern, die in ihrer Form auf die individuelle Situation der Menschen eingeht. Diese Formen können in stationären Senioreneinrichtungen angeboten werden, aber auch in Kirchengemeinden. Hintergründe stützender Faktoren: Als Grundlage werden vielfach empirisch verifizierte Erkenntnisse aus der Motivationsforschung (u.a. Deci, Ryan, Krapp) herangezogen. Als wirksame Faktoren wurden dort Selbstwirksamkeit, Autonomie und Einbindung in soziale Systeme und Beziehungen benannt, jeweils als subjektiv erlebt. Die Praxis von Ritualen in gottesdienstlicher Form kann vor diesem theoretischen Hintergrund reflektiert werden, hier für die Situation von Menschen in dementieller Situation. Bei der Gestaltung der Feiern können einzelne Elemente und Strukturen helfen. Rituale können

  • Verbindung herstellen.

    • zu mit anderen in der aktuellen Situation (gefördert z.B. durch gemeinsames Sitzen im Kreis)

    • mit sich selbst in der eigenen Lebensgeschichte (durch vertraute Formen, auch nonverbal wahrnehmbar)

    • mit anderen Menschen in der Vergangenheit (z.B. in biblischen Texten), die in ihren Situationen ähnliche Gefühle erlebt haben (z.B. Freude, Trauer, Angst, Verwirrt-Sein, ...).

  • ein Erleben von Autonomie in einem „so sein dürfen“ unterstützen.

  • ein Erleben eines Sich-Beteiligen-Könnens, eines etwas Tun-Dürfens und Könnens ermöglichen z.B. in vertrauten Liedern, Gesten, spontanem Sich-Äußern-Können.