Zeitschrift für Palliativmedizin 2018; 19(05): e31
DOI: 10.1055/s-0038-1669300
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Spiritualität und Religion im multiprofessionellen Team: Die berechtigte Scheu, Patient*innen zu nahe zu treten

C Schmohl
1   Klinikum Stuttgart, Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, Evang. Krankenhausseelsorge, Stuttgart, Germany
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Publication Date:
20 August 2018 (online)

 

Spiritualität und Religion sind in unterschiedlicher Akzentuierung ein Thema, gerade im interdisziplinären Austausch.

Zunehmend kennen die Teams die S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung, deren Schlüsselempfehlung 9.8 ausdrücklich das gezielte Ansprechen von spirituellen Aspekten in der Krankheitsverarbeitung nennt. Es lohnt sich, einen genaueren Blick darauf zu werfen, weshalb die Umsetzung im Alltag nicht so einfach gelingen mag:

Die Scheu, Patient*innen zu nahe zu treten, Gefühle der Unsicherheit bei religiösen Fragestellungen, hoher eigener Erwartungshaltung oder seitens der Patient/-innen, die Mayr et al. (2016: 11) im Rahmen ihrer Untersuchung zur Umsetzung der Erhebung zur spirituellen Anamnese SPIR beschreiben, nehmen nach meiner Erfahrung Mitarbeitende häufig auch im „ganz normalen“ Stationsalltag an sich selbst wahr.

Es ist daher wesentlich, seitens der Leitungen und der professionell Seelsorgenden eine Atmosphäre zu schaffen, in der es möglich ist, diese Wahrnehmungen in wertschätzendem Rahmen (z.B. Übergaben, Supervision, Seelsorgegespräch) zur Sprache bringen zu können.

Bei frommen Muslimen oder auch einer ausgeprägt konfessionellen katholischen Identität sind die Grenzen der Möglichkeiten einer evangelischen Seelsorge realistisch wahrzunehmen. Es ist sinnvoll und hilfreich, wenn unterschiedliche Religionen und Konfessionen im Team von Spiritual Care zusammenarbeiten (Karle 2017: 7).

Literatur:

[1] Karle I (2017) Chancen und Risiken differenter Systemlogiken im Krankenhaus: Perspektiven einer Kooperation von Seelsorge und Spiritual Care. Spir Care 7: 57 – 67.

[2] Mayr B, Elhardt E, Riedner C, Roser T, Frick E (2016) Die Kluft zwischen eingeschätzten und tatsächlichen Fähigkeiten bei der Erhebung der spirituellen Anamnese. Spir Care 5:9 – 16.

[3] Schmohl C (im Druck) Ich stelle mich immer als evangelische Pfarrerin vor – und dann passiert etwas. Spir Care 7(2).

Vielschichtigkeit, Teamentwicklung, Spiritual Care.