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DOI: 10.1055/s-0038-1670121
Erhöhte Stressvulnerabilität bei Großstadtbewohnern
Increased stress vulnerability in big city dwellersPublikationsverlauf
Eingegangen:
07. Januar 2016
Angenommen nach Revision:
23. März 2016
Publikationsdatum:
11. September 2018 (online)

Zusammenfassung
Hintergrund: Psychische Erkrankungen, insbesondere Schizophrenie, Depression und Angsterkrankungen, treten bei Bewohnern großer Städte häufiger auf als bei Menschen, die in kleinen Städten, Dörfern oder ländlicher Umgebung leben. Es gibt gute Argumente für die Annahme, dass der Faktor „urbane Umgebung“ im Zusammenwirken mit der genetischen Disposition eine kausale Rolle bei der Risikoerhöhung spielt. Als risikoerhöhendes wirksames Agens der urbanen Umgebung favorisieren viele Experten soziale Stressoren wie soziale Isolation oder fehlende soziale Unterstützung. Diese Annahme wird durch aktuelle Forschungsergebnisse der Neurowissenschaft gestützt, die eine höhere Aktivierung bestimmter Hirnareale unter sozial-evaluativem Stress bei Menschen urbaner Herkunft nachweisen. Diese Befunde sprechen für eine höhere Stressvulnerabilität von Großstadtbewohnern. Ergebnis: Die betroffenen Hirnstrukturen spielen eine wesentliche Rolle bei der Stressverarbeitung, sind aber auch bei der Genese der oben genannten Erkrankungen beteiligt. Der Aufenthalt in der Natur hat nach neuesten Daten eine ausgleichende Wirkung auf diese Hirnstrukturen. Diese Befunde unterstreichen die Bedeutung psychosozialer Stressoren im urbanen Raum, aber auch die einer fehlenden natürlichen Umgebung.
Summary
Background: Mental disorders including schizophrenia, depression and anxiety are more prevalent in inhabitants of urban areas. Sound arguments support the notion that together with genetic liability, exposure to an urban environment plays a crucial role in risk elevation. Many experts favor psychosocial factors like isolation or social defeat as causal risk factors of the urban environment. This hypothesis is supported by recent neuroscientific research, demonstrating differences in brain activation during a psychosocial stress paradigm between inhabitants of urban and rural areas. Result: These findings are interpreted as higher stress vulnerability in big city dwellers. The differentially activated brain areas play a crucial role in stress processing, but are also involved in the pathology of the mental disorders discussed above. According to most recent data, exposure to a natural, green environment seems to have a calming effect on these brain structures. The data presented support the importance of the psychosocial stressors in the urban environment, but also of the absent natural environment.