Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 223
DOI: 10.1055/s-0038-1671431
Poster
Freitag, 02.11.2018
Pränatal- und Geburtsmedizin II
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

FSME-Impfung in der Frühschwangerschaft – erste Daten zur Risikobewertung

W Paulus
1   Universitätsfrauenklinik Ulm, Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie, Ulm, Deutschland
,
U Friebe-Hoffmann
2   Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
,
K Lato
2   Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
,
W Janni
2   Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. September 2018 (online)

 

Zielsetzung:

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird durch die Übertragung des FSME-Virus (Flavivirus) auf Menschen durch Zecken verursacht. Ein Infektionsrisiko besteht vor allem in weiten Teilen Süddeutschlands und Österreichs. Da eine spezifische Therapie nicht verfügbar ist, kommt der primären Prävention ein hoher Stellenwert zu. Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine FSME-Impfung für Personen, die in den auf der Basis epidemiologischer Daten definierten FSME-Risikogebieten zeckenexponiert sind. Es liegen bislang keine aussagekräftigen Daten über die Anwendung von FSME-Impfstoff während der Schwangerschaft am Menschen vor.

Materialien:

Im Rahmen einer prospektiven Follow-up-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 1993 und 2017 146 Schwangerschaftsausgänge nach FSME-Impfung während des I. Trimenons dokumentiert. Bei dem Impfstoff handelt es sich um inaktivierte FSME-Viren zur intramuskulären Applikation.

Methoden:

Die Befunde wurden unter Einsatz des Fisher's Exact Tests mit den Daten eines unbelasteten Kontrollkollektives (n = 933) aus demselben Zeitraum auf Abort- und Fehlbildungsraten verglichen.

Ergebnisse:

Die Rate an Schwangerschaftsabbrüchen aus psychosozialer Indikation verhielt sich in beiden Gruppen ähnlich (3/146 = 2,1% vs. 23/933 = 2,5%, p = 1,00). Im verbleibenden Kollektiv erlitten sechs Schwangere (4,2%) einen Spontanabort im I. Trimenon vs. 93 von 910 (10,2%) im Kontrollkollektiv. Unter den nach FSME-Impfung ausgetragenen 137 Neonaten fanden sich sieben Anomalien (7/137 = 5,1%) ohne homogenes Fehlbildungsmuster: Enzephalozele, Pylorusstenose, Leistenhernie, Trichterbrust, Trisomie 21, Ventrikelseptumdefekt, Urethralklappen. Dies entsprach der Rate kongenitaler Anomalien im Kontrollkollektiv (35/817 = 4,3%; relatives Risiko 1,19; 95%-Konfidenzintervall 0,49 – 2,72; p = 0,65).

Zusammenfassung:

Hinweise auf ein erhöhtes Abort- oder Fehlbildungsrisiko nach akzidenteller FSME-Impfung in der Frühschwangerschaft sind bislang nicht erkennbar. Angesichts der begrenzten Erfahrungen sollte jedoch eine FSME-Impfung im I. Trimenon nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.