Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 230
DOI: 10.1055/s-0038-1671456
Poster
Freitag, 02.11.2018
Pränatal- und Geburtsmedizin IV
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Beziehung zwischen der sFlt-1/PlGF-Ratio und der klinischen Entscheidungsfindung bei Schwangerschaften mit Plazentapathologie – eine „real world“-Analyse

T Andraczek
1   Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung Geburtsmedizin, Leipzig, Deutschland
,
J Hoffmann
1   Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung Geburtsmedizin, Leipzig, Deutschland
,
H Stepan
1   Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung Geburtsmedizin, Leipzig, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 

Zielsetzung:

Die sFlt-1/PlGF-Ratio ist als Biomarker sowohl für die Prädiktion als auch für die Diagnosesicherung der Präeklampsie in der klinischen Routine etabliert. Der Wert der sFlt-1/PlGF-Ratio korreliert mit der Krankheitsschwere und Progression bzw. negativ mit dem Zeitintervall zur Entbindung. Ziel dieser Studie war zu untersuchen, inwieweit die Implementierung des angiogenen Biomarkers mit der klinischen Entscheidungsfindung bei hypertensiven Schwangerschaftskomplikationen assoziiert ist.

Patienten und Methode:

Die unizentrische retrospektive Analyse umfasst 69 Schwangerschaften, die mit den Diagnosen Präeklampsie, HELLP-Syndrom und IUGR entbunden wurden. In allen Fällen wurde bei Aufnahme/Diagnosesicherung die sFlt-1/PlGF-Ratio bestimmt und war Teil des diagnostischen Settings.

Ergebnisse:

Die Entbindungsindikation war in 25 Fällen maternal (sFlt-1/PlGF-Ratio bei Aufnahme median 95,5), in 19 Fällen fetal (sFlt-1/PlGF-Ratio median 165,9) und in 25 Fällen kombiniert (sFlt-1/PlGF-Ratio median 189,5). Bei Entbindung hatten die Fälle mit fetaler Entbindungsindikation im Trend die höchste sFlt-1/PlGF-Ratio: median 317,1 fetal vs. 188,9 maternal und 231,3 kombiniert, n.s. Zwischen den Schwangerschaften, die elektiv entbunden wurden (n = 13) und denen mit dringlicher (n = 55) bzw. notfallmäßiger Entbindung (n = 1) gab es keine signifikanten Unterschiede der sFlt-1/PlGF-Ratio und deren Dynamik. Die Fälle mit dringlicher bzw. notfallmäßiger Entbindungsindikation hatten ein signifikant niedrigeres Gestationsalter zur Geburt (34. SSW bzw. 36. SSW vs. 39. SSW elektiv, p < 0,001).

Zusammenfassung:

Eine erhöhte sFlt-1/PlGF-Ratio charakterisiert wie erwartet verschiedene klinische Manifestationsformen einer anti-angiogenen Plazentapathologie und ist ein diagnostisches Kriterium für ein potentiell sowohl maternales und fetales „adverse outcome“. Der fehlende Unterschied zwischen den verschiedenen Dringlichkeitsstufen der iatrogenen Entbindung zeigt an, dass die sFlt-1/PlGF-Ratio Teil der Entscheidungsfindung war, diese aber nicht diktiert hat.