Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 241
DOI: 10.1055/s-0038-1671490
Poster
Freitag, 02.11.2018
Pränatal- und Geburtsmedizin VIII
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nutzen und Probleme des Vaginalabstrichs in der Schwangerschaft

R Hornung
1   Universitätsmedizin, Frauenklinik, Mannheim, Deutschland
,
E Werner
1   Universitätsmedizin, Frauenklinik, Mannheim, Deutschland
,
S Berlit
1   Universitätsmedizin, Frauenklinik, Mannheim, Deutschland
,
A Petzold
2   Universitätsmedizin, Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Mannheim, Deutschland
,
T Miethke
2   Universitätsmedizin, Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Mannheim, Deutschland
,
C Weiß
3   Medizinische Fakultät Mannheim, Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung, Mannheim, Deutschland
,
M Sütterlin
1   Universitätsmedizin, Frauenklinik, Mannheim, Deutschland
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. September 2018 (online)

 

Zielsetzung:

Der mikrobiologische Vaginalabstrich in der Schwangerschaft dient der Diagnostik vaginaler Fehlbesiedlungen oder Infektionen und der Indikationsstellung einer antibiotischen Therapie bei Mutter und Kind. In dieser Studie werden die Befunde und das klinische Management von Vaginalabstrichen in einem universitären Perinatalzentrum dargestellt.

Materialien:

Es wurden die Befunde und Verläufe von 733 Patientinnen mit insgesamt 955 Vaginalabstrichen retrospektiv untersucht. Einschlusskriterium war die stationäre Betreuung der Mutter bei vorzeitiger Wehentätigkeit, vorzeitigem Blasensprung, Cervixinsuffizienz oder vaginaler Blutung vor 34+0 SSW.

Methoden:

Die statistische Analyse fand mit SAS (Statistical Analysis System) statt.

Ergebnisse:

In 60% der 955 Vaginalabstriche fanden sich nicht-physiologische Keime. In 55% der 729 auswertbaren Fälle wurde das klinische Management retrospektiv als korrekt klassifiziert. In 39% bzw. 4% erfolgte keine korrekte Therapie (inklusive Übertherapie) bzw. eine nur partiell korrekte Therapie. Kinder, deren Mütter einen auffälligen Abstrich mit korrekter empirischer Antibiose hatten, sowie Kinder mit physiologischem maternalem Abstrich und retrospektiv nicht indizierter empirischer Antibiotikatherapie wurden paradoxerweise signifikant häufiger in die Pädiatrie mit Notwendigkeit einer längeren Antibiotikatherapie verlegt (p > 0,0001). Bei vorzeitigem Blasensprung, sekundärer Sectio oder Notsectio, initialer antibiotischer Kombinationstherapie, geringem Diagnose-Entbindungs-Abstand sowie früher Schwangerschaftswoche zeigte sich allgemein signifikant häufiger eine postpartale kindliche Infektion. Maternal ergaben sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich postpartaler Infektion zwischen Frauen mit physiologischen und auffälligen Abstrichen.

Zusammenfassung:

Vor dem Hintergrund dieser Daten sollte der Einsatz einer empirischen oder antibiogrammgerechten systemischen Antibiose in der Schwangerschaft kritisch überdacht werden. Vor einer abschließenden Bewertung sind weitere prospektive Untersuchungen notwendig.