Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(01): 95
DOI: 10.1055/s-0038-1676883
Wissenschaftliche Sitzung am 21.03.2018
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Operative Grenzen in der Gynäkologie

M Mangler
1   Klinik für Gynäkologie Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum Berlin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
17 January 2019 (online)

 

Als Operateur stößt man an vielerlei Grenzen, diese können struktureller oder ökonomischer Natur sein, aber auch am Operateur selber oder im Situs liegen.

Strukturelle Grenzen sind zum Beispiel durch das Krankenhausstrukturgesetz gegeben. Dort ist derzeit eine Mindestmengenregelung für verschiedene Eingriffe festgehalten. Es ist damit zu rechnen, dass Mindestmengen auch in unserem Fach zukünftig eine Rolle spielen werden.

Ein Vorhalten von Mindestmengen macht Sinn, denn je öfter man Eingriffe durchführt, desto weniger Komplikationen entstehen. Diese Kurve geht jedoch nicht exponentiell nach oben, sondern es scheint auch ein „Zuviel“ an Operationen zu geben. In sehr großen Zentren mit sehr hohem Volumen wird gelegentlich wieder eine Zunahme von Komplikationen gesehen, was nur zum Teil an komplexeren Fällen liegt und zum anderen daran, das dann wieder eine gewissen Kleinstückigkeit (System im System) entsteht.

Der Einsatz der Roboterchirurgie hilft, Grenzen zu überschreiten. So können menschliche Limitationen wie Tremor oder Minderpräzision minimiert werden. Auch die Selbstoptimierung des Operateurs ist wesentliches Target der Grenzüberschreitung und daraus folgender Innovation. Ein Operateur sollte seine operativen, menschlichen und körperlichen Skills ständig weiterentwickeln. Studien zeigen, dass dadurch ein Benefit für die optimale Therapie der Patienten entsteht.

Operative Möglichkeiten und hochmodernes OP-Equipment gibt es heutzutage reichlich, nicht alles was operativ möglich ist, ist jedoch sinnvoll. Und so sollte man hinterfragen ob lange, hochkomplexe Eingriffe wirklich zum Wohl der Patienten geschehen und nicht nur weil sie technisch möglich sind.

Einige Limitationen werden derzeit einer Lösung zugeführt. So wird die Analyse von Big Data die Eminenz-basierte Medizin revolutionieren. Wir werden wir uns bei unserem medizinischen Tun der Zukunft von Algorithmen unterstützen lassen, die Erfahrung ohne getrübte Erinnerung wiedergeben und so einem geringeren Bias unterliegen.

Gleiches gilt für Genomanalyse. Die Sequenzierung von Genen und daraus abgeleitete Therapiekonzepte, wie zielgerichtete Therapien, z.B. mit Antikörpern oder gleich Genomchirurgie. Die Zukunft ist voller spannender Möglichkeiten.