Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(01): 96-97
DOI: 10.1055/s-0038-1676887
Wissenschaftliche Sitzung am 18.04.2018
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geburts(ein)leitung nach Sektio

W Henrich
1   Kliniken für Geburtmedizin, Campus Virchow-Klinikum, Campus Charité Mitte, Charité – Universitätsmedizin Berlin
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Publication Date:
17 January 2019 (online)

 

Eine erfolgreiche vaginale Geburt nach Sectio (VBAC) korreliert mit dem Grund der ersten Sektio und ist mit ca. 75% hoch, wenn die Schwangere < 40J. und normgewichtig ist, spontane Wehen oder einen Blasensprung vor 40 SSW hat, das Gewicht des Feten < 4 kg liegt und eine vaginale Geburt vor oder nach der Sektio erfolgte.

Das Risiko einer Uterusruptur beträgt 0,5 – 1,5% nach Quer- und 5% nach Längsschnitt und 10% nach Myomenukleation. Nach Letzterem kann die Ruptur am wehenfreien Uterus auftreten und scheint mehr von der Größe des Wanddefektes nach Exstirpation, der Lokalisation und der OP-Technik als von einer Cavumeröffnung abzuhängen. Das Narbendehiszenzrisiko ist mit bis zu 5% bei Re-Sectiones auffällig und scheint wie die Ruptur mit dem Abstand zur vorausgegangenen Sektio zu korrelieren. Ungünstig scheint die fortlaufende umschlungene Naht zu sein, besser die Einzelknopfnaht, da in historischen Kollektiven weniger plazentare Implantationsstörungen und Uterusrupturen bzw. Narbendehiszenzen auftraten. Randomisierte Studien dazu fehlen bisher. Zur Einschätzung einer Dehiszenz etabliert sich die Messung des unteren Uterinsegments am Ende des III. Trimesters. Eine Wanddicke von < 1,5 mm scheint zur Vorhersage einer papierdünnen Wand, Dehiszenz bzw. des Rupturrisikos nützlich.

In bis zu 77% treten bei Rupturen in der Eröffnungsperiode Tachykardien oder variable Dezelerationen auf. Die Mehrzahl der Schwangeren spüren bei der Ruptur abdominale Schmerzen. Die Folgen einer Ruptur hängen von der sog. E-EZeit ab und ob mit der Ruptur eine vorzeitige Plazentalösung einhergeht und das Kind bereits im Abdomen liegt. Die Hälfte der Neugeborenen überlebt gesund, ¼ bedarf einer intensivmedizinischen Behandlung und ¼ verstirbt. Rupturen kommen gehäuft nach Geburtseinleitungen vor. Alle medikamentösen Verfahren (Oxytocin < Prostaglandine < Prostaglandin-Insert, Misoprostol) erhöhen das Risiko und Prostaglandine sind kontraindiziert. Auch mechanische Methoden (Ballons) sind laut Hersteller kontraindiziert. Eine Amniotomie, Dilapanstäbchen, Foley Katheter und eine niedrige Oxytozingabe bei eröffnetem Muttermund sind zugelassen. Eine PDA sub partu ist anwendbar, kaschiert aber eine Ruptursymptomatik. Ein Facharztstandard bei Geburt ist gefordert, Kristellern kontraindiziert. Die Notsektio mit einer E-E Zeit < 10 min. ist wünschenswert und eine ausserklinische Geburt kontraindiziert. Die Aufklärung über das Pro und Contra einer vaginalen Geburt nach Sektio sollte in der Klinik dokumentiert werden