Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(02): 207
DOI: 10.1055/s-0039-1678364
Kurzvorträge 1: Psychosomatische Geburtshilfe, Mutter – Kind – Gesundheit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Einfluss von prä- und postpartaler mütterlicher Schlafqualität auf die Kindesentwicklung: eine 2-Jahres-Follow-up-Studie

I Adler
1   Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Dresden
,
K Weidner
1   Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Dresden
,
M Eberhard-Gran
2   Health Services Research Unit, Akershus University Hospital, Lørenskog, Norway
,
S Garthus-Niegel
1   Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Dresden
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Publication Date:
18 February 2019 (online)

 

Einleitung Eine niedrige Schlafqualität, ein bekanntes Problem schwangerer Frauen, ist mit diversen physischen und psychischen Veränderungen für die werdende Mutter verbunden. Bisher ist wenig über die Auswirkungen auf das ungeborene Kind bekannt, welches sensibel auf Umwelteinflüsse reagiert. Aufgrunddessen soll mit dieser Studie der Einfluss des mütterlichen Schlafes auf die Kindesentwicklung untersucht werden.

Methoden Als Teil der Akerhus Birth Cohort Study wurden Daten von 1472 Frauen im prä- und postpartalen Zeitraum analysiert. Die Schlafqualität wurde mittels Bergen Insomnia Scale, die Kindesentwicklung mittels Ages and Stages Questionnaires erhoben. Signifikant korrelierende Variablen wurden in Modelle der multiplen linearen Regression eingeschlossen, wobei für diverse kindliche und mütterliche Einflussfaktoren adjustiert wurde.

Ergebnisse Eine geringe präpartale Schlafqualität zeigte eine signifikante Korrelation mit niedriger sozio-emotionaler Entwicklung (r = 0,11), die geringe postpartale Schlafqualität Korrelationen mit Defiziten in der Grobmotorik (r = 0,09), Feinmotorik (r = 0,08)und sozio-emotionaler Entwicklung (r = 0,12). Als Einflussfaktoren agierten mütterliche Bildung und Depression, kindliches Geschlecht und Frühgeburtlichkeit. Der Effekt der mütterlichen Schlafqualität auf die Kindesentwicklung blieb in allen Fällen signifikant.

Schlussfolgerungen Der signifikante Effekt mütterlicher Schlafqualität auf die Kindesentwicklung kann durch erhöhte Stresshormone, vermehrte neurotoxische Abbauprodukte und höhere Inflammationszustände erklärt werden; ebenso können Schlafprobleme als Vorläufer der Depression agieren. Die Studie zeigt die Relevanz auf, Schlaf als Aspekt der peripartalen Gesundheit in Screenings zu integrieren und frühzeitig zu adressieren, um somit kindlichen Entwicklungsproblemen vorzubeugen.