Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(02): 210
DOI: 10.1055/s-0039-1678376
Kurzvorträge 3: Psychosomatische Gynäkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Enttabuisierung und Aufklärung über die Menstruation für Jugendliche mittels einer webbasierten Lernplattform

A Münch-Beurle
1   Wiener Büro für Frauengesundheit, Wien, Österreich
,
B Steinbrugger
2   Erdbeerwoche GmbH, Wien, Österreich
,
A Harant
2   Erdbeerwoche GmbH, Wien, Österreich
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Publication History

Publication Date:
18 February 2019 (online)

 

Aktuelle Studien zeigen, dass Unwissen und Scham in Bezug auf die Menstruation unter Jugendlichen weit verbreitet sind. 60% der Mädchen und 70% der Jungen haben eine negative Einstellung zur Menstruation. Ein bejahender und aufgeklärter Zugang zum eigenen Zyklus und Körper ist ein wichtiger Baustein für die Gesundheit von Frauen. Tabuisierung und Sprachlosigkeit erschweren jedoch für Mädchen eine positive Integration der Menstruation in ihre Identität als Frau. Ein eigenverantwortlicher und selbstbewusster Umgang mit dem eigenen Körper wird erschwert. Eine webbasierte, innovative Lernplattform für Schulen, mit dem Namen „Ready for Red“, wurde unter Einbezug von ExpertInnen entwickelt. Informationen über die Anatomie der weiblichen Geschlechtsorgane, den Zyklus und Monatshygiene werden auf lustvolle Weise vermittelt. Wesentliche Elemente sind: Webinar für LehrerInnen, animierte Grafiken, Drag & Drop-Spiele, Videos und die Möglichkeit, anonym Fragen zu stellen. Die Plattform kam im Rahmen eines Projektes des Wiener Programms für Frauengesundheit an 15 Wiener Mittelschulen zum Einsatz. Eine Follow-Up-Befragung an 227 Jugendlichen zwischen 11 und 16 Jahren zeigte, dass 86% der Mädchen und 76% der Jungen eine positive Einstellung zur Menstruation entwickelten. 66% der Mädchen bzw. 69% der Burschen gaben an, Neues gelernt zu haben. Diese Form der Auseinandersetzung mit dem Thema wird von der Zielgruppe sehr gut angenommen. Quantitative und qualitative Ergebnisse der Befragung bestätigen, dass eine Enttabuisierung des Themas bei den Jugendlichen gefördert wird. Gefühle wie Ekel und Ablehnung wurden abgebaut. Das Verständnis von und die Akzeptanz um die körperlichen Vorgänge wurden bei beiden Geschlechtern verbessert.