Osteologie 2019; 28(01): 58
DOI: 10.1055/s-0039-1679995
Freie Vorträge Sarkopenie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Unterschiede zwischen europäischer und amerikanischer Normierung der Sarkopenie

K Abendroth
1   Praxis für Rheumatologie & Osteologie, Jena
,
B Abendroth
1   Praxis für Rheumatologie & Osteologie, Jena
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Publication Date:
05 March 2019 (online)

 

Einleitung:

Die Sarkopenie ist Bestandteil der Pathogenese und Therapie des Frakturrisikos bei der Osteoporose.

Methode:

Basis der Sarkopenie-Diagnostik in der Osteologischen Praxis ist die Messung der appendikulären Muskelmasse zusammen mit der Knochendichte und -masse mittels DXA-Wholebody-Analyse. Für den intraindividuellen Vergleich muss die gemessene appendikuläre Muskelmasse (ALM) normiert werden. In Europa und Asien ist dazu die Normierung über das Quadrat der Körpergröße (H2), die Körperoberfläche, etabliert. In den USA wird diese Normierung über den Bodymass-Index bevorzugt. Da es z.B. Differenzen bei der Häufigkeit der sarkopenischen Adipositas zwischen den USA und Europa gibt, wurden an einem DXA-Wholebody-Datenpool von 718 Patientinnen die entsprechenden Analysen nach beiden Normierungsverfahren untersucht.

Ergebnisse:

Die Körperoberflächen(H2)-Normierung ergab bei 106 von 718 Patientinnen und die BMI-Normierung nur bei 24 von 718 Patientinnen den Befund einer densitometrischen Sarkopenie. Beide sarkopenischen Normierungsgruppen hatten dazu ein unterschiedliches Muster (siehe Tabelle 1): – Bei der H2-Normierung waren die Frauen mit Sarkopenie im Mittel jünger (55 Jahre), schlanker (53 kg) und größer (162 cm), der BMI lag bei 20. – Bei der BMI-Normierung waren dagegen die Frauen im Mittel 10 Jahre älter (65 Jahre), dicker (75 kg), kleiner (152 cm) und boten einen deutlich höheren BMI von 33. – Nur bei 2 Patientinnen bestand in beiden Normierungen eine densitometrische Sarkopenie. – Der über H2-normierte Sarkopenie-Datenpool zeigte eine densitometrische Osteoporose bei 71 von 106 (67%) Sarkopenie-Patientinnen. Der BMI-normierte Sarkopenie-Datenpool ergab bei 10 von 24 (42%) Patientinnen eine densitometrische Osteoporose. – Im Vergleich dazu ist die densitometrische Osteoporose im Gesamtdatenpool (n = 718) und im nicht-sarkopenischen Datenpool (n = 612) jeweils mit 51% vertreten.

Diskussion:

Die densitometrische Sarkopenie ist bei der europäischen H2-Normierung häufiger, die Frauen sind dünner, größer und haben häufiger eine Osteoporose als die Frauen mit densitometrischer Sarkopenie nach amerikanischer BMI-Normierung. Die Unterschiede sind bei Planung und Deutung von Studien zu bedenken. Bei Verdacht auf osteosarkopenische Adipositas ist die BMI-Normierung zusätzlich zu der sonst effektiveren H2-Normierung der appendikulären Muskelmasse zu empfehlen.

Tab. 1

718 Frauen

Alle:

MW-Min-Max

ALM/H2

ALM/BMI

Alter

(Jahre)

58,9

18 – 88

55,5

18 – 81

65,3

48 – 82

Gewicht

(kg)

66,5

38 – 115

53,3

38 – 72

75,9

49 – 115

Größe

(cm)

162,2

139 – 183

162,0

142 – 176

151,8

140 – 160

BMI

(*< 18 kg/m2)

25,3

15 – 45

20,3

15 – 27

32,7

24 – 45

ALM/H2

(*< 5,45 kg/m2)

6,40

4,18 – 8,96

n =106*

MW =5,16

n = 2*

MW = 5,32

ALM/BMI

(*< 0,521 kg/kg/m2)

0,554

0,337 – 1,032

n = 2*

MW = 0,340

n =24*

MW =0,479

BMI = Body Mass Index; ALM = appendikuläre Muskelmasse; H2= Quadrat der Größe; * pathologischer Bereich