CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2019; 98(S 02): S36
DOI: 10.1055/s-0039-1685789
Abstracts
Lernen am Fall

Die „Born“ Verschwörung – Schwellung nach Spontangeburt

S Trainotti
1   HNO Universitätsklinikum Ulm, Ulm
,
U Friebe-Hoffmann
2   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Ulm, Ulm
,
TK Hoffmann
1   HNO Universitätsklinikum Ulm, Ulm
› Author Affiliations
 

Einleitung:

Das spontane Pneumomediastinum, auch Hamman's Syndrom genannt, ist ein seltenes Krankheitsbild. Es betrifft meist junge, gesunde Männer, jedoch auch ca. 1 von 20.000 – 100.000 Gebärenden.

Methoden:

Eine 33-jährige gesunde Erstgebärende wurde am Tag der spontanen vaginalen Entbindung bei Kloßgefühl und cervikalem Emphysem konsiliarisch vorgestellt. Palpatorisch zeigte sich ein subkutanes Emphysem supraclavikulär rechts, sowie endoskopisch eine Schwellung im Naso- und Oropharynx. Das im Röntgen-Thorax nachgewiesene cervikale und mediastinale Emphysem bestätigte sich im nativen CT-Hals/Thorax ohne erkennbare Ösophagus- oder Trachearuptur.

Ergebnisse:

Bei kreislaufstabiler Patientin wurde auf eine invasive Diagnostik mittels Tracheobronchoskopie bzw. Ösophagoskopie verzichtet. Unter Analgesie und langsamem oralen Kostaufbau wurde die Patientin nach 2 Tagen beschwerdefrei entlassen und zeigte am 4. postpartalen Tag klinisch eine restitutio ad integrum.

Schlussfolgerungen:

Ursache eines Pneumomediastinums bei Schwangeren ist zumeist eine spontane Ösophagusruptur im Sinne eines Boerhaave Syndroms bei Hyperemesis gravidarum. Als weitere Ursache wird der erhöhte intraalveoläre Druck bei Valsalva-Manövern mit Einriss von Alveolargewebe v.a. unter der Geburt diskutiert. Dies kann von Dyspnoe und thorakalem Engegefühl begleitet sein. Da die invasive Diagnostik oft ohne Konsequenz bleibt und die Gefahr weiterer Verletzungen birgt, wird sie wie auch eine prophylaktische Antibiose nicht empfohlen. Die spontane Restitution dieses seltenen und beeindruckenden Krankheitsbildes innerhalb weniger Tage rechtfertigt das abwartende beobachtende Verhalten nach CT-graphischem Ausschluss lebensbedrohlicher Differentialdiagnosen wie z.B. Lungenarterienembolien oder Organperforationen.



Publication History

Publication Date:
12 June 2019 (online)

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