Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2019; 16(02): e19
DOI: 10.1055/s-0039-1687990
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Werden Patientinnen mit HER2-positivem Mammakarzinom leitliniengerecht in zertifizierten Zentren behandelt? – Ergebnisse einer länderübergreifenden Analyse am Beispiel eines Qualitätsindikators

EC Inwald
1   Universität Regensburg, Klinik und Poliklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Regensburg, Deutschland
,
C Kowalski
2   Deutsche Krebsgesellschaft, Bereich Zertifizierung, Berlin, Deutschland
,
S Wesselmann
2   Deutsche Krebsgesellschaft, Bereich Zertifizierung, Berlin, Deutschland
,
J Ferencz
3   OnkoZert GmbH, Ulm, Deutschland
,
O Ortmann
1   Universität Regensburg, Klinik und Poliklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Regensburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
28 May 2019 (online)

 

Fragestellung:

In Deutschland werden derzeit ca. 75% der Patientinnen mit primärem Mammakarzinom in von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifizierten Brustkrebszentren behandelt. Der zur Zertifizierung erforderliche Nachweis der leitliniengerechten Therapie erfolgt unter anderem über die Dokumentation von Qualitätsindikatoren (QI) mit entsprechenden Sollvorgaben. Bei Nichterreichen der Sollvorgaben muss eine Begründung durch die Zentren erfolgen. Bei insgesamt 4 von 11 QIs, die aus der S3-Leitlinie Mammakarzinom abgeleitet wurden, erreichten im Kennzahlenjahr 2015 (Auditjahr 2016) mindestens 50% der Standorte die Sollvorgabe nicht. Am Beispiel des QI 8 „Empfohlene Trastuzumabtherapie über 1 Jahr bei HER-2 positivem Befund“ sollen die Begründungen dargestellt werden.

Methodik:

Ausgewertet wurden die Kennzahlenbögen und Auditberichte der 274 zertifizierten Standorte (N = 5700 Patientinnen). Dargestellt wird die Zahl der Zentren, die die Sollvorgabe nicht erreichten. Die Ursachen für die fehlende Verabreichung von Trastuzumab wurden analysiert und zu 19 Kategorien zusammengefasst.

Ergebnisse:

128 Standorte (N = 2663 Patientinnen, 46,7%) erreichten die Sollvorgabe des QI 8 nicht. 343 Patientinnen (12,9%) erhielten keine Empfehlung für eine Trastuzumab-Therapie. Insgesamt wurden 450 Begründungen geliefert (Mehrfachnennungen möglich). Die Begründungen der Zentren wurden in 19 Kategorien unterteilt. Am häufigsten genannt wurden Multi-/Komorbidität (45,5%, n = 156), Alter (31,2%, n = 107) und kleine Karzinome < 10 mm (12,5%, n = 43). In 2,3% (n = 8) fehlten die Begründungen.

Schlussfolgerung:

Die Abweichungen konnten plausibel begründet werden. Allerdings muss kritisch angemerkt werden, dass vielfach (46,2%) die fehlende Trastuzumab-Therapie auf Multi-/Komorbidität zurückgeführt wurde ohne dies näher zu spezifizieren. Die Analysen ergaben, dass keine echten Qualitätsmängel vorlagen, die zu einer fehlenden Verabreichung von Trastuzumab führten und somit eine sehr hohe Behandlungsqualität in zertifizierten Brustkrebszentren vorliegt.