Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(06): e1
DOI: 10.1055/s-0039-1692038
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pränatale Diagnosestellung einer unilateralen Nierenvenenthrombose und deren postnataler Verlauf: eine Falldarstellung

C Heinemann
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Sophien- und Hufeland – Klinikum Weimar
,
S Bonitz
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Sophien- und Hufeland – Klinikum Weimar
,
J Hermann
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Sophien- und Hufeland – Klinikum Weimar
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Publication History

Publication Date:
22 May 2019 (online)

 

Fragestellung:

Ziel ist die Darstellung der sonographischen Zeichen der seltenen Entität einer fetalen Nierenvenenthrombose sowie deren Veränderung im postnatalen Verlauf.

Methodik:

Retrospektive Beschreibung der B-Bild-Morphologie und dopplersonographischer Zeichen sowohl prä- als auch postnatalen anhand eines Fallbeispieles.

Ergebnisse:

Die Vorstellung der 31-jährigen I.-Grav. erfolgte in der 38. SSW wegen Präeklampsie und fetaler Wachstumsretardierung (SG 4. Perz.). Die Feindiagnostik ergab eine normale fetale Sonoanatomie mit erhöhtem uteroplazentarem Widerstand (ASS 100 mg tgl.).

Sonographisch zeigte sich rechtsseitig eine hypertrophe, echoreiche Niere (Nierenvolumen 32 cm3) mit einer verwaschenen Textur ohne Obstruktion der ableitenden Harnwege; perihepatisch etwas Aszites. Im PW-Doppler zeigte sich zunächst ein reduzierter diastolischer Fluss in der rechten Nierenarterie, später sogar ein reverse flow. Die rechte Nierenvene ließ sich nicht kontrastieren. Im Verlaufe einiger Stunden kam es zu variablen Dezelerationen (ohne Wehentätigkeit) mit Nachweis der fetalen Kreißlaufzentralisation, so dass per sectionem ein lebensfrischer, hypotropher Knabe entwickelt wurde. Postpartal kann die pränatale Verdachtsdiagnose der Nierenvenenthrombose rechts bestätigt werden und eine partielle Thrombosierung der V. cava inferior an der Mündungsstelle der V. renalis dextra dargestellt werden. Es findet sich kein Anhalt für eine ursächliche Koagulopathie bzw. weitere Durchblutungsstörungen. Die antikoagulatorische Therapie mit Enoxaparin subkutan wird unmittelbar am ersten Lebenstag begonnen. Darunter kommt es zur allmählichen Normalisierung der Nierengröße und der Rekanalisierung der Nierenvene. Die Entlassung des Kindes erfolgt in gutem Befinden und Gedeihen unter Fortführung der Enoxaparintherapie.

Schlussfolgerung:

Die unilaterale Nierenhypertrophie stellt das führende Zeichen einer Nierenvenenthrombose dar, an welche trotz der Seltenheit pränatal gedacht werden sollte. Zusätzlich zu den beschriebenen sonographischen Kriterien wird in der Literatur auch das Vorkommen intrarenaler echoreichen Streifen (Verkalkungen) beschrieben. Den klarsten Hinweis gibt der dopplersonographische Nachweis des reduzierten oder negativen diastolischen Flusses in der betroffenen Nierenarterie. Durch den frühzeitigen Therapiebeginn direkt postnatal konnte in unserem Fall eine rasche Reperfusion der Niere erreicht werden.