Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(06): e2-e3
DOI: 10.1055/s-0039-1692042
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zwerchfellhernie ist nicht gleich Zwerchfellhernie

F Stäritz
1   Universitätsfrauenklinik Carl-Gustav-Carus, Dresden
,
M Komár
1   Universitätsfrauenklinik Carl-Gustav-Carus, Dresden
,
K Nitzsche
1   Universitätsfrauenklinik Carl-Gustav-Carus, Dresden
,
P Wimberger
1   Universitätsfrauenklinik Carl-Gustav-Carus, Dresden
,
C Birdir
1   Universitätsfrauenklinik Carl-Gustav-Carus, Dresden
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Publication History

Publication Date:
22 May 2019 (online)

 

Fragestellung:

Als Zwerchfellhernie wird ein angeborenes partielles oder totales Fehlen des Zwerchfells bezeichnet. Dieses kommt in 80 – 90% der Felle linksseitig und in 10 – 20% rechtsseitig vor. Die Inzidenz ist zwischen 1:2000 und 1:5000 beschrieben. Folge sind eine Herniation der abdominellen Organe und aus Folge daraus die Kompression der Lunge mit resultierender Hypoplasie dieser. Mögliche Differentialdiagnosen sind andere thorakale Läsionen wie eine angeborene pulmonale Atemwegsmalformation, bronchogene Zysten oder eine Bronchialatresie.

Methodik:

Im Folgenden werden zwei Fallbeispiele dargestellt, welche uns bei Verdacht auf kongenitale Zwerchfellhernie überwiesen wurden.

Ergebnisse:

In der 21+0 SSW wurde uns eine 29-jährige Erstgravida, Nullipara mit Verdacht auf Zwerchfellhernie überwiesen. Sonographisch zeigten sich im Enterothorax eine Herniation von Magen und Teilen des Darms. Das fetale Herz war nach rechts verschoben und es wurde der Verdacht auf eine linksseitige Zwerchfellhernie gestellt. Die LHR betrug rechtsseitig 60 Prozent. In den 4-wöchentlichen Ultraschall- und Dopplerkontrollen zeigte sich im Verlauf eine intrauterine Wachstumsretardierung. Ab der 29+2 SSW erfolgte die stationäre Überwachung und in der 32+2 SSW wurde bei pathologischen fetalen Dopplern die Indikation zur primären Sectio caesarea gestellt. Das Geburtsgewicht des weiblichen Neugeborenen betrug 990 g. Postpartal bestätigte sich die linksseitige Zwerchfellhernie und 4 Tage post partum wurde diese mittels Patch verschlossen. Es zeigten sich keine Hinweise für eine pulmonale Hypertension und die Entwöhnung von der Atemhilfe gelang am Ende der achten Lebenswoche.

Im zweiten Kasus erfolgte die Vorstellung einer 39-jährigen V. Gravida II. Para mit vollendeten 32 Schwangerschaftswochen aufgrund einer vordiagnostizierten fetalen Dextrokardie und einem diskreten Zwerchfellhochstand. Die LHR betrug rechtsseitig 58 Prozent. In einem fetalen MRT wurde der Verdacht auf eine Zwerchfellhernie rechts gestellt. In der vollendeten 37. SSW erfolgte die primäre Re-Re-Sectio caesarea. In der postnatalen Diagnostik zeigte sich eine partielle Lungenvenenfehlmündung (Scimitar-Syndrom) mit Hypoplasie der rechten Lunge und der rechten Arteria pulmonalis bei Dextrokardie. Bei dorsokaudalem Lungensequester mit arterieller Versorgung aus der rechtseitigen Arteria renalis erfolgte zwei Wochen postpartal die Coilembolisation der Lungensequesterarterien.

Schlussfolgerung:

Die Zwerchfellhernie ist eine seltene Fehlbildung. Differential-diagnostisch müssen u.a. auch kongenitale Thoraxerkrankungen in Betracht gezogen werden.