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DOI: 10.1055/s-0039-1692043
Eine schwere neonatale Anämie als Folge einer präpartalen fetomaternalen Bluttransfusion
Publication History
Publication Date:
22 May 2019 (online)
Fragestellung:
Geringe fetomaternale Transfusion erfolgt in allen Schwangerschaften und macht sich in der Regel postnatal nicht bemerkbar. Der Anteil des HbF im Blut der Mutter liegt normalerweise im Bereich von < 0,5%. Selten kommt es ohne erkennbare Ursache zu einer relevanten fetomaternalen Transfusion, die für den Feten eine akute lebensgefährdende Bedrohung darstellt.
Methodik:
Wir stellen den Fall einer 45-jährigen G6 P2, die sich in der 35+1. Schwangerschaftswoche wegen subjektiv nachlassender Kindsbewegungen in unserer Klinik vorstellte. Das Aufnahme-CTG zeigte ein sinusoidales Muster ohne Akzelerationen mit eingeschränkter Variabilität. Dopplersonographisch zeigte sich erhöhte systolische Flussgeschwindigkeit von 107 cm/s (2,08 MoM) in der fetalen ACM. Bei Verdacht auf fetale Anämie wurde die dringliche Sectio caesarea durchgeführt.
Ergebnisse:
Das männliche Neugeborene zeigte Apgar-Score von 3/5/6 und Nabelschnur-pH arteriell 7,17. Im Nabelschnurblut wurde ein Hämoglobin-Wert von 2,0 mmol/l ermittelt und eine Notfalltransfusion unmittelbar postnatal durchgeführt. Initial wurden Intubation sowie Katecholamintherapie bei Hypotonie und eine Beatmung mit NO bei kurzfristiger pulmonaler Hypertension notwendig. Im Verlauf konnten die intensivmedizinischen Maßnahmen problemlos beendet werden. Es zeigte sich kein erneuter Hb-Abfall. Das Kind wurde nach drei Wochen aus der stationären Behandlung entlassen. Im Rahmen der Ursachensuche zeigten sich die infektiologische Diagnostik sowie die Suche nach hämolytischen Antikörpern unauffällig. Um den Verdacht einer fetomaternalen Transfusion kurzfristig zu bestätigen, erfolgte im Labor die Bestimmung des Anteils an fetalem HbF aus der mittels HPLC bestimmten HbA1c-Messung und ergab einen Wert von 5,3%. Dass Ergebnis der Hämoglobin-Elektrophorese aus mütterlichem Blut erreichte uns zwei Wochen später und ergab HbF von 5,1%. Ein Kleihauer-Bethke Test wurde nicht durchgeführt.
Schlussfolgerung:
Bei nachlassenden Kindsbewegungen, anämietypischem CTG-Muster sowie erhöhten Flussgeschwindigkeit in fetaler ACM muss auch in Abwesenheit von Zeichen eines Hydrops an die Diagnose einer fetomaternalen Transfusion gedacht werden.