Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(06): e6
DOI: 10.1055/s-0039-1692053
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfluss des optimalen Zeitpunktes der antenatalen Glukokortikoidgabe auf neonatale respiratorische Komplikationen in Abhängigkeit der Schwangerschaftswoche

F Weschenfelder
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
A Lauten
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
E Schleußner
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
R Biedermann
2   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Jena
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
22 May 2019 (online)

 

Fragestellung:

Die antenatale Glukokortikoidgabe (ACS) zur Lungenreifung ist obligater Bestandteil in der Behandlung Schwangerer mit drohender Frühgeburt. Zu oft wird die Indikation für diese hochwirksamen Medikamente jedoch zu früh oder zu großzügig gestellt und damit die Effektivität minimiert und auch langfristige negative Einflüsse bei unnötiger Gabe in Kauf genommen. Das optimale Timing der ACS steht weiterhin im Fokus der Diskussion. Ziel dieser Untersuchung ist es den Einfluss des zeitlichen Abstandes zwischen komplettierter ACS und Geburt des Kindes auf respiratorische Komplikationen (BPD, Intubation, Surfactantgabe etc.) darzustellen. Zeigen sich Unterschiede in Abhängigkeit des Schwangerschaftsalters?

Patientinnen und Methode:

Von insgesamt 206 Frühchen zwischen 23.- und 35. SSW, die in den Jahren 2015 – 2017 am Universitätsklinikum Jena betreut wurden, lagen Daten zur ACS und zum neonatalen Outcome vor. Ausgeschlossen wurden Kinder mit unvollständiger ACS, d.h. auch Kinder, die noch am gleichen Tag der 2. ACS entbunden wurden. Insgesamt konnten 156 Kinder in die Untersuchung eingeschlossen werden, davon 80 Fälle mit weniger als 7 Tage Abstand und 76 Fälle mit ≥ 7 Tagen Abstand zwischen ACS und Geburt. Subgruppenanalysen erfolgten für 23 – 27. SSW, sowie 28.–31. SSW und 32 – 35. SSW. Die Auswertung erfolgte mit SPSS Version 24.

Ergebnisse:

Bei Betrachtung der Gesamtkohorte ergab sich kein Unterschied in der Häufigkeit der BPD, Surfactantgabe und Intubationshäufigkeit zwischen den beiden Gruppen.

In der Subgruppenanalyse konnte jedoch ein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit der notwendigen Intubationen in der Gruppe der 28.–31. SSW aufzeigen: 9,4 vs. 28,9% (ACS < 7 d vs. ACS ≥ 7 d; p = 0,048). Für die anderen Outcomeparameter zeigte sich kein Unterschied.

Schlussfolgerung:

Unsere Ergebnisse unterstützen den Aspekt des optimalen Timings der ACS. Insbesondere Kinder zwischen 28 – 31. SSW profitieren bzgl. respiratorischer Komplikationen deutlich vom optimalen Zeitpunkt der ACS. Bei extremen Frühgeborenen spielen anderer Faktoren scheinbar dominierende Rollen. Eine zu frühe Gabe sollte verhindert werden.