Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(06): e8
DOI: 10.1055/s-0039-1692058
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Von welchen Faktoren ist das Outcome nach Cerclage abhängig?

DK Saputra
1   SRH Zentralklinikum Suhl, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
,
F Weschenfelder
2   Universitätsklinikum Jena, Perinatalzentrum
,
M Schmidt
1   SRH Zentralklinikum Suhl, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
,
U Schneider
2   Universitätsklinikum Jena, Perinatalzentrum
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Publication History

Publication Date:
22 May 2019 (online)

 

Fragestellung:

Im multifaktoriellen Ursachenspektrum der Frühgeburtlichkeit spielt die Abwägung einer Cerclage (C) eine tagtägliche Rolle. Unterschieden werden prophylaktische (HIC), ultraschallindizierte (UIC) und ‚Notfall‘ Cerclage (EIC). Inkonsistente Evidenz führt zu individuellen Variationen des Totalen Muttermundsverschlusses (TMMV). Retrospektiv wird das Outcome nach C im klinischen Alltag nach 2 voneinander abweichenden Konzepten in Abhängigkeit von Indikation, Operation (C+/-TMMV), Einling (SG) vs. Mehrlinge (ML) und Behandlungsort (UKJ vs. SHL/HBS) überprüft. Es wird erwartet, dass die UIC+TMMV bei SG unabhängig vom Behandlungsort das beste Nutzen-Risiko-Verhältnis aufweist.

Methodik:

Über 16 Jahre (2000 – 2015) wurden alle Schwangerschaften nach Cerclage (UKJ: 90 Fälle, SHL/HBS: 29 Fälle) mit vollständiger Datendokumentation aufgearbeitet. Das Kollektiv wurde gruppiert ausgewertet (Tabelle 1, Vergleich bei n > 5 je Gruppe). Das primäre Outcome war die Frühgeburt < 34+0 SSW (FGR). Sekundäre Parameter waren die Daten des perinatalen Outcomes (pO), neonatale Komplikationen (nK) und das Versterben < 28 LT.

Ergebnisse:

Es zeigte sich konsistent durch alle Subgruppen, dass das am UKJ behandelte Kollektiv ein höheres Risikoprofil aufwies und sowohl HIC als auch UIC früher durchgeführt wurden, insbesondere in Kombination mit dem TMMV. Ausnahme bildet die klinische Kolpitisrate von 41,5% bei UIC in SHL/HBS (p = 0.015) im Vergleich zu UKJ. Die FGR lag am UKJ bei 19,7% (HIC 17,5% [+TMMV 25%, -TMMV 0%]; UIC 7,6% [+TMMV 10%, -TMMV 7,7%]; EIC 60%) in SHL/HBS bei 26% (HIC n.n., UIC 30,7%; EIC 16,6%). Bei UIC und EIC fanden sich keine Unterschiede hinsichtlich +/-TMMV. Alle erfassten perinatalen Todesfälle ereigneten sich am UKJ (7, 5x nach HIC+TMMV, davon 1xGemini; 1x nach UIC-TMMV; 1x nach EIC+TMMV; bei pO und nK nicht eingerechnet). Die Gruppenvergleiche von pO und nK ergaben keine Unterschiede. Die Frühgeburtenraten bei Mehrlingen am UKJ und in SHL/HBS waren nach HIC und UIC unabhängig vom TMMV identisch.

Schlussfolgerung:

Unter Berücksichtigung des Selektionsbias stützen die Ergebnisse das Konzept der frühzeitigen UIC nach Ausschluss/Behandlung einer Scheideninfektion zur Sekundärprophylaxe der Zervixinsuffizienz im Risikokollektiv. Ein Vorteil durch die Hinzunahme des TMMV kann nicht gezeigt werden.

Tab. 1

Ort +/- TMMV

HIC/SG

HIC/ML

UIC/SG

UIC/ML

EIC/SG

EIC/ML

UKJ +TMMV

28

2

10

23

2

9

4

UKJ -TMMV

12

5

13

4

1

0

SHL/HBS+TMMV

0

0

1

13

1

4

0

SHL/HBS-TMMV

4

0

12

5

2

0

TOTAL

119

Die Autoren danken den Kooperationspartnern für ihre Mitarbeit