Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(06): e11
DOI: 10.1055/s-0039-1692066
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Retrospektive Risikoanalyse für die Entstehung eines OASI

H Müller
1   Abteilung für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Leipzig
,
H Stepan
1   Abteilung für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Leipzig
,
A Heihoff-Klose
1   Abteilung für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Leipzig
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Publication History

Publication Date:
22 May 2019 (online)

 

Obstetric anal sphincter injury (OASI = Dammriss III° und IV° post partum) wird deutschlandweit durch die Qualitätssicherung erfasst und die Folge ist nicht selten eine anale Inkontinenz, die die Lebensqualität von jungen Frauen erheblich beeinflussen kann. Wir analysierten in dieser retrospektiven Studie vaginale Geburtsverläufe von Frauen des Universitätsklinikums Leipzig der Jahre 2015 bis 2017. Geburtsverläufe von Frauen mit OASI wurden mit denen von Frauen ohne OASI nach vaginaler Entbindung verglichen. Dabei zeigten sich signifikant erhöhte Prävalenzen eines OASI bei Primiparität (Odds ratio = OR 5,37), insbesondere bei Primipara ohne Episiotomie (OR 4,14), nach Forcepsentbindung (OR 14,3), nach Vakuumentbindung (OR 5,98), nach Schulterdystokie (OR 6,4) nach Periduralanästhesie (OR 2,28), nach einem fetalen Geburtsgewicht größer als 4000 g (OR 1,84) und einem fetalem Kopfumfang größer als 35 cm (OR 1,49). Die Analyse unserer Daten wirft die Frage nach modifizierbaren Risikofaktoren im Geburtsmanagement zur Prävention eines OASI auf. In der Literatur wird die mediolaterale Episiotomie mit einem Winkel von 60 ° bei Forcepsentbindung im Allgemeinen und bei Vakuumextraktion bei Schwangeren mit zusätzlichen Risikofaktoren wie Nulliparität oder kurzem Perineum empfohlen. Außerdem wird ein Teaching mit Video zum Dammschutz, zur Vakuum- und Forcepsentbindung empfohlen. Ob eine konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen die Prävalenz des OASI verringert, müssen zukünftige Analysen zeigen.