Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(08): 873-874
DOI: 10.1055/s-0039-1693859
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Analyse implantatbasierter, netzunterstützter, plastisch-rekonstruktiver Mammaoperationen

N Johannigmann-Malek
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde der Technischen Universität München
,
S Paepke
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde der Technischen Universität München
,
M Kiechle
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde der Technischen Universität München
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
12 August 2019 (online)

 

Zielsetzung:

Die vielfach synthetischen titanisierten Polypropylennetze (TiLOOP Bra® Pocket), die optimale Biokompatibilität und geringe Fremdkörperreaktion gewährleisten, stellen eine gute und kostengünstigere Alternative zu den biologischen azellulären dermalen Netzen zur Stabilisierung des unteren Brustpols im Rahmen der implantat-basierten Brustrekonstruktion dar. Ob sich Op-Verfahren und Materialeigenschaften Vorteile auch in Patientenzufriedenheit und patientenbezogenen Lebensqualität (Patient-Reported Outcomes [PRO]) zeigen, ist in der Literatur unterpräsentiert. Ziel dieser Arbeit war die PRO sowie das kosmetische Operationsergebnis aus der subjektiven Sicht der Patientinnen zu untersuchen und der zweier unabhängiger Experten gegenüber zu stellen.

Material und Methode:

Die vorliegende prospektive und multizentrische Studie beinhaltete eine vorgeplante Zwischenanalyse des PROs und des kosmetischen Ergebnisses anhand der ersten 60 in die PRO-Bra-Studie rekrutierten Patientinnen (01.2014 – 09.2015), die eine implantat-basierte Brustrekonstruktion mit TiLOOP® Bra-Interponat erhielten. Das PRO wurde anhand des psychometrisch geprüften und validierten Breast-QFragebogens (Pusic et al) präoperativ und im 6 Monate Follow up evaluiert, während das kosmetische Ergebnis mit Hilfe von fünf Eigenschaften („Größenidentität beider Seiten“, „Formsymmetrie“, „Anpassung der Brüste“, „Aussehen“ und die „Zufriedenheit mit der Brustgröße“) anhand von Fotographien in standardisierter Position 6 Monate nach der Brustrekonstruktion bewertet wurde.

Ergebnisse:

Der durchschnittliche Q-Score des Breast-Q-Fragebogens zeigte nach 6 Monaten bezüglich der Kategorien „Zufriedenheit mit der Brust“ (68 vs. 61, p = 0,076), „psychosoziales Wohlbefinden“ (71 vs. 73, p = 0,543) und „sexuelles Wohlbefinden“ (62 vs. 60, p = 0,287) im Vergleich zu den Bewertungen vor der Brustrekonstruktion keinen signifikanten Unterschied. Lediglich das „physische Wohlbefinden mit der Brust“ wurde von den Patientinnen nach 6 Monaten signifikant (73 vs. 68, p = 0,001) schlechter als vor dem Eingriff beurteilt. Aus den Subgruppen-Analysen, die unerwünschte Ereignisse, Radiotherapien, Vortherapie, bilaterale Brustrekonstruktion sowie Tumorgröße erfasste, konnten kein signifikanter Einfluss auf die PRO gezeigt werden. Das kosmetische Ergebnis wurde durch die Patientinnen, trotz mehrheitlich „sehr zufrieden“-Bewertungen, signifikant kritischer als durch die Experten bewertet.

Schlussfolgerung:

Zusammenfassend kann ausgeführt werden, dass die implantat-basierte Brustrekonstruktion mit der Unterstützung von TiLOOP® Bra-Netzen bezüglich des PROs im 6 Monate Follow up zufriedenstellende Ergebnisse präsentiert und nur das „physische Wohlbefinden mit der Brust“ eine klinische Signifikanz erreicht. Auch die internationale Literatur zeigt, dass physische Begleiterscheinungen nach einer Brustrekonstruktion unabhängig vom Verfahren auch Monate nach dem Eingriff belastend für Patientinnen sein können. Nicht nur das ästhetische Ergebnis, sondern auch die perioperative Betreuung zusammen mit den präoperativen Informationen sowie Erwartungen der Patientinnen sind mitendscheidend für eine maximale Patientenzufriedenheit. Dies bekräftigt auch die Tatsache, dass Patientinnen trotzt kosmetisch exzellentem Ergebnis unzufrieden sein können. Schließlich konnte auch in dieser Arbeit gezeigt werden, dass Experten zufriedener mit dem kosmetischen Operationsergebnis waren als Patientinnen. Grundsätzlich sind weitere prospektive Studien nötig, um die Vorteile von materialunterstützten Rekonstruktionen zu zeigen.