Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(08): 877-878
DOI: 10.1055/s-0039-1693870
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pyoderma gangraenosum in der Schwangerschaft: Ein Fallbericht

E van der Valk
1   Klinikum Kempten
,
A Puhl
1   Klinikum Kempten
,
R Felberbaum
1   Klinikum Kempten
,
N Hölzl
1   Klinikum Kempten
,
E Zahn
1   Klinikum Kempten
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
12 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Das Pyoderma gangraenosum (PG) ist eine seltene neutrophile Dermatose, die sich als eine inflammatorische und ulzerative Erkrankung der Haut manifestiert. In der Schwangerschaft sind nur wenige Fälle beschrieben. Es gibt keine pathognomonischen klinischen oder histologischen Befunde des PG.

Fallbeschreibung:

Eine 38-jährige Erstgebärende stellte sich mit 28+0 SSW mit vorzeitiger Wehentätigkeit und vaginaler Blutung im Klinikum Kempten vor. Klinisch zeigte sich eine Zervixinsuffizienz. Laborchemisch war eine Leukozytose (15,5 Tsd./µl) und ein erhöhter CRP Wert (46 mg/l) ersichtlich bei unklarem Infektfokus. Es wurde eine antibiotische Therapie mit Cefuroxim eingeleitet, sowie eine Tokolyse mit Nifedipin durchgeführt. Nach 4 Tagen kam es zu einem vorzeitigen Blasensprung mit einem Leukozytenanstieg auf 18 Tsd./µl und einer CRP Erhöhung auf 61,3 mg/l. Eine Lungenreifeinduktion wurde durchgeführt. Die antibiotische Therapie wurde um Metronidazol erweitert. Ein Vaginalabstrich zeigte keine pathogenen Keime. Dennoch stiegen die Infektparameter weiter an und die Patientin entwickelte subfebrile Temperaturen, sodass die antibiotische Therapie auf Piperacillin/Tazobactam eskaliert wurde. Anamnestisch vorbeschrieben war ein PG nach Marknagelosteosynthese einer Tibiaschaftfraktur vor 5 Jahren. Aufgrund dieser Vorgeschichte sowie dem klinisch weiterhin unklaren Infektfokus, wurde eine empirische Therapie mit Hydrocortison eingeleitet. Nach einer Bolusgabe von 100 mg, wurde die Cortisongabe mittels 10 mg/h als Dauerinfusion verabreicht. Daraufhin begannen die Infektparameter langsam zu sinken. Am Tag 9 wurde aufgrund des Anhydramnions, eines Temperaturanstiegs sowie subjektiv weniger Kindsbewegungen eine primäre Sectio caesarea durchgeführt. Ein Junge wurde aus Beckenendlage in der 29+1 SSW ohne Zeichen einer Infektion geboren (990 g, APGAR 8/9/9, NapH 7,28). Der postpartale Nabelabstrich erbrachte keinen Keimnachweis. Der histologische Befund der Plazenta zeigte deziduale Fibrinablagerungen mit zahlreichen segmentkernigen Granulozyten die sich bis zum Chorion ausbreiteten. Außerdem zeigte das Parenchym eine eindeutige Fibrosierung mit kompensatorische Chorangiosis, was zu der Arbeitsdiagnose einer plazentaren Beteiligung des PG führte. Die Cortisontherapie wurde 8 Tage postpartum weitergeführt. Im Anschluss erfolgte eine Gabe von 25 mg 2 mal täglich per os, die stufenweise alle 3 Tage um 5 mg reduziert wurde. Der Wochenbettverlauf gestaltete sich komplikationslos.

Diskussion:

Dieser Fall illustriert frühe laborchemische Zeichen eines PG als Differenzialdiagnose zu einem Amnioninfektionssyndrom in der Schwangerschaft. In diesem Fall nehmen wir an, dass das Krankheitsbild stressbedingt durch die vorzeitige Wehentätigkeit ausgelöst wurde. Soweit aus unserer Literaturrecherche nachvollziehbar, wurde bisher keine plazentare Manifestation eines PG beschrieben. Obwohl ein PG sehr selten auftritt, zeigt dieser Fall die Wichtigkeit einer vollständigen Patientenanamnese. Das Erkennen des Krankheitsbildes ist entscheidend um eine geeignete Therapie zu gewährleisten und eine Aggravation des Krankheitsverlaufes zu verhindern.