Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(08): 883
DOI: 10.1055/s-0039-1693882
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Berufliche Belastung und seelische Gesundheit im „Frauenfach“ Gynäkologie im Vergleich zum „Männerfach“ Urologie

P Beschoner
1   Klinik für Psychosomatische Medizin, Uniklinikum Ulm
,
E Rottler
1   Klinik für Psychosomatische Medizin, Uniklinikum Ulm
,
M Brommer
1   Klinik für Psychosomatische Medizin, Uniklinikum Ulm
,
L Jerg-Bretzke
1   Klinik für Psychosomatische Medizin, Uniklinikum Ulm
,
J von Wietersheim
1   Klinik für Psychosomatische Medizin, Uniklinikum Ulm
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Publication History

Publication Date:
12 August 2019 (online)

 

Hintergrund:

Die internationale Literatur zum „impaired physician“ postuliert für Ärzt_Innen ein hohes Risiko für Burnout und Depression. Berufliche Faktoren spielen dabei eine wesentliche Rolle. Für Gynäkologen ist die Datenlage in Deutschland noch dünn. Trotz Feminisierung der Medizin fehlt es zudem an Studien zu Unterschieden zwischen Ärztinnen und Ärzten. Ziel der Studie ist, den Ist-Zustand im „Frauenfach“ Gynäkologie zu erfassen und Daten aus dem „Männerfach“ Gynäkologie gegenüberzustellen, um Maßnahmen hinsichtlich Verhältnis- und Verhaltenspräventions sowie spezifische Hilfsmaßnahmen ableiten zu können.

Methoden:

Mit Zustimmung der zuständigen Ethikkommission befragten wir gynäkologisch und urologisch tätige Ärzt_Innen mittels Fragebogen anonym zu Person, Arbeitssituation und Gesundheit. Zudem kamen das Beck Depressions Inventar,das Maslach Burnout Inventar, der Effort-Reward Imbalance- und Overcommitment-Fragebogen zum Einsatz. Die statistischen Berechnungen erfolgten mittels SPSS, Version 24.0.

Ergebnisse:

Der Rücklauf bei den Gynäkologen betrug 52% (N = 134), bei den Urologen 33% (N = 128). Eine Effort-Reward-Imbalance erleben Ärzt_Innen beider Fächer zu rund 12%. Akute Hinweise auf ein Burnout fanden sich bei 3,9% der Gynäkologen und 6,2% der Urologen (ns). Eine klinisch relevante Depressivität fand sich bei 12,8% der Gynäkologen und 10,4% der Urologen und (ns). Gynäkologen wiesen mit 38,9% eine deutlich höhere persönliche Verausgabungsneigung auf, als Urologen mit 16,4% (p < 0,001). Allerdings unterschieden sich Männer und Frauen diesbezüglich innerhalb der beiden Fächer jeweils nur unwesentlich.

Schlussfolgerung:

Ärzt_innen in der Gynäkologie erleben berufliche Gratifikationskrisen und scheinen häufiger an Depression zu leiden, als für die Allgemeinbevölkerung angenommen wird (8,1%). Von Burnout scheinen sie ähnlich häufig betroffen, wie die Allgemeinbevölkerung (4,2%). Sie weisen eine deutlich höhere Verausgabungsneigung auf, als Kollegen im Fach Urologie. Wobei die geschlechtergetrennt betrachteten Werte vermuten lassen, dass dabei weniger geschlechtsspezifische Einflüsse als persönliche Neigungen relevant sind. Insgesamt wird deutlich, dass verhaltens- und verhältnispräventiv Handlungsbedarf besteht.