Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(08): 885-886
DOI: 10.1055/s-0039-1693888
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Interrollenkonflikt bei Beschäftigten einer Universitätsfrauenklinik

L Jerg-Bretzke
1   Sektion Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Ulm
,
M Karremann
1   Sektion Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Ulm
,
P Beschoner
2   Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm
,
H Gündel
2   Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm
,
N de Gregorio
3   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Ulm, Krankenhaus
,
W Janni
3   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Ulm, Krankenhaus
,
A Stoenescu
4   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Elisabethen Krankenhaus Frankfurt
,
F Ebner
5   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Amperklinikum Dachau
,
A de Gregorio
3   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Ulm, Krankenhaus
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
12 August 2019 (online)

 

Hintergrund:

Im Rahmen der im Krankenhaus weit verbreiteten Schichtdienstarbeit sowie der hohen Arbeitsanforderung selbst, sind Beschäftigte im Medizinsektor häufig einem Interrollenkonflikt ausgesetzt. Gerade die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Arbeitsbelastung sowie die Arbeitszufriedenheit im Kontext von Gesundheit sind wichtige Faktoren für zufriedene Mitarbeiter, die langfristig einer Klinik erhalten bleiben. Um mögliche Probleme zu analysieren sowie potentielle Unterschiede hinsichtlich dieser Faktoren zwischen Berufsgruppen zu identifizieren, erfolgte eine Befragung der Beschäftigten der Universitätsfrauenklinik Ulm.

Material und Methoden:

Im Rahmen des Qualitätsmanagements erfolgte im Sommer 2017 eine anonyme und freiwillige Querschnittsbefragung unter allen Beschäftigten der Universitätsfrauenklinik Ulm. Dabei wurde ein standardisierter Fragebogen zur Arbeitszufriedenheit, Arbeitsbelastung sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausgegeben. Nach vier Wochen erfolgte die Auswertung durch eine neutrale dritte Partei. Im Fragebogen wurden u.a die Work Family Conflict (WFC) und Family Work Conflict (FWC) Scale, Fragen zur Arbeitszufriedenheit sowie ein Vereinbarkeitsfragebogen verwendet.

Ergebnisse:

Insgesamt betrug die Rücklaufquote der Fragebögen 63% (n = 136). Als „Medizinisches Personal“ (n = 115) konnte der Zusammenschluss aus Arzt/Ärztin (n = 33), Pflege (n = 53) und Hebammen (n = 31) definiert werden. Zwischen Beschäftigten mit Kind (n = 73) und ohne Kind (n = 59) fand sich kein signifikanter Unterschied im Work-Family sowie Family-Work Konflikt. Dagegen zeigte sich bei männlichen Mitarbeitern durchschnittlich höhere Werte auf der WFC- und FWC-Skala als bei Frauen mit einem signifikant größeren Konfliktpotential im Family-Work-Konflikt (p < 0,001) im Vergleich zu den weiblichen Kolleginnen. Im Vergleich zwischen den Berufsgruppen zeigt sich ein statistisch signifikanter Unterschied im Interrollenkonfikt zwischen Arzt/Ärztin und Verwaltung/Sonstiges (p < 0,001) sowie Pflege und Verwaltung/Sonstiges (p < 0,001). Insgesamt fand sich bei der Gruppe „medizinisches Personal“ jedoch kein signifikant höherer Interrollenkonflikt zwischen Beruf und Familie als in der Normstichprobe der Lehrer. Es zeigte sich sowohl für den WFC als auch den FWC ein signifikanter Zusammenhang mit dem Faktor Arbeitszufriedenheit. Die Möglichkeit einer Unterbrechung der Arbeit im familiären Notfall ist für 74,4% der Befragten sehr wichtig (kumuliert wichtig und sehr wichtig 94,7%), Teilzeitregelungen für 72% (kumuliert wichtig und sehr wichtig 91,7%) und Familienbedingte Auszeiten wie bspw. Elternzeit für 71,8% (kumuliert wichtig und sehr wichtig 93,9%).

Schlussfolgerung:

Auch wenn die Stichprobe Medizinisches Personal im Vergleich mit der Normstichprobe keine signifikant höheren Work-Family, sowie Family-Work-Konfliktwerte zeigt, gibt es doch die Teilstichprobe der Pflege/Hebammen, die vor allem hinsichtlich des Interrollenkonflikts der Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine signifikant höhere Belastung als die Gruppe der Ärzte sowie der Verwaltung aufweist. Insbesondere der Zusammenhang der Interrollenkonflikte (WFC, FWC) mit dem Faktor Arbeitszufriedenheit deutet auf einen hohen Handlungsbedarf zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Family hin.