Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(08): 889
DOI: 10.1055/s-0039-1693898
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Exenteration als operative Ultima ratio bei Patientinnen mit fortgeschrittenen Genitalkarzinomen – Analyse aller Fälle der letzten 12 Jahre an einem universitären Genitalkrebszentrum

A de Gregorio
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Ulm
,
TWP Friedl
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Ulm
,
P Widschwendter
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Ulm
,
E Bauer
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Ulm
,
E Janni
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Ulm
,
F Ebner
2   Klinik für Frauenheilkunde HELIOS Amper Klinik Dachau
,
N de Gregorio
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Ulm
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
12 August 2019 (online)

 

Zielsetzung:

Die Exenteration stellt als radikale und mutilierende Operation in seltenen Fällen die ultima ratio bei fortgeschrittenen gynäkoonkologischen Erkrankungen bzw. Rezidiven im kleinen Becken dar. Gleichzeitig gehen diese Operationen mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität einher. Um die Anzahl an Eingriffen abhängig von Tumorentität und Indikationsstellung sowie die chirurgischen Ergebnisse mit postoperativem Verlauf und onkologischem Outcome beurteilen zu können, erfolgte eine systematische Analyse aller Exenterationfälle an einem universitären Genitalkrebszentrum.

Material und Methoden:

An der Universitätsfrauenklinik Ulm wurden zwischen 2003 und 2017 insgesamt 37 Exenterationen durchgeführt. Daten zu Patienten- und Tumorcharakteristika, Morbidität und Mortalität sowie operativem Management wurden retrospektiv ausgewertet. Dabei wurden Ovarialkarzinome von der Auswertung ausgeschlossen.

Ergebnisse:

Insgesamt konnten zwischen 2005 und 2013 37 Patientinnen mit primärem oder rezidiviertem Zervixkarzinom (59,5%), Vulvakarzinom (24,3%) oder Endometriumkarzinom (16,2%) ausgewertet werden. Das mediane Alter lag bei 60 Jahren; 73% der Patientinnen hatten Plattenepithelkarzinome. Im Median zeigte sich ein progressionsfreies Überleben (PFS) von 26,2 und ein Gesamtüberleben (OS) von 49,9 Monaten (mon), entsprechend einer 5-Jahres Überlebensrate von 46,4%. Patientinnen mit R1 Resektion hatten ein signifikant schlechteres Outcome als R0 resezierte (medianes PFS: 7,3 vs. 28,5 mon, HR 2,59, 95%CI 0,98 – 6,88, p = 0,056; medianes OS: 10,9 mon vs. nicht erreicht, HR 4,04, 95%CI 1,40 -11,64, p = 0,010). Kein Unterschied im PFS und OS konnte zwischen den einzelnen Entitäten gezeigt werden, allerdings hatten Patientinnen ohne LVSI eine deutliche bessere Prognose als Patientinnen mit LVSI (PFS p =0,017; OS p = 0,034). Insgesamt konnten in 14 Fällen (37,8%) höhergradige Komplikationen beobachtet werden; 10 davon wurden als Clavien-Dindo 3 oder 4 eingestuft. Zudem zeigte sich ein Trend zu schlechterem PFS wenn Komplikationen auftraten (p = 0,052). Im Median wurden 4 Blutprodukte transfundiert (Bereich 0 – 20).

Diskussion:

Durch eine Exenteration kann in ansonsten klinisch fast alternativlosen Situationen ein beträchtliches PFS und OS erzielt werden, möglicherweise bei selektierten Patientinnen sogar eine Heilung. Eine sorgfältige Aufklärung ist vor einem solchen Eingriff unabdingbar, besonders hinsichtlich der zu erwartenden Körperschemaveränderungen.