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DOI: 10.1055/s-0039-1695369
Bedeutung nosokomialer Infektionen und eines akut-auf-chronischen Leberversagens für die Behandlungskosten bei dekompensierter Leberzirrhose
Publication History
Publication Date:
13 August 2019 (online)
Einleitung:
Nosokomiale Infektionen (nosInf) sind gefürchtete Komplikationen bei Patienten mit Leberzirrhose. Neben einer reinen hepatischen Dekompensation ist auch die Entwicklung eines akut-auf-chronischen Leberversagen (ACLF) möglich. Die ökonomischen Einflüsse dieser Komplikationen sind bislang wenig untersucht. In der aktuellen Studie sollten Einfluss bakterieller Infektionen und eines ACLF auf die Behandlungskosten bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose analysiert werden.
Methodik:
Alle Patienten mit Leberzirrhose, die sich zwischen 2012 – 2016 einer Parazentese in der Medizinischen Hochschule Hannover unterzogen, wurden berücksichtigt. Nach verschiedenen Ausschlusskriterien (u.a. Organtransplantation) wurden 371 Patienten eingeschlossen. DRG (Diagnosebezogene Fallgruppen), ZE/NUB (.usatz.ntgelte/.eue .ntersuchungs- und .ehandlungsmethoden), Medikamentenkosten und Verweildauer wurden erhoben. Zusätzlich wurden 16 besonders aufwendige, therapeutische und klinische Leistungen (u.a. Dialyse, hochaufwendige Pflege) erfasst.
Ergebnisse:
Die Behandlungskosten für die Kostenträger (gemessen am Gesamterlös: DRG+ZE/NUB) waren im Falle einer nosInf signifikant höher (10.653 € vs. 5.611 €; p < 0,0001). Zugleich war die Krankenhausverweildauer signifikant höher (23 d vs. 12 d, p < 0,0001). Bei einer nosInf war jedoch die Behandlung erheblich aufwendiger mit deutlich häufigeren Dialysen (OR 6,5; p < 0,0001) und hochaufwendiger Pflege (OR 15; p = 0,0002). Die Gesamterlöse pro Tag waren aber bei Patienten mit nosInf sogar numerisch niedriger (473,20 € vs. 487,20 €; p = 0,977). Das Auftreten eines ACLF erhöhte die Behandlungskosten auf 10.591 € (vs. 6.396 € ohne ACLF; p < 0,0001). Auch hier war der Behandlungsaufwand entsprechend größer mit bspw. häufigeren Dialysen bei ACLF-Patienten (OR 77; p < 0,0001). Die Klinikerlöse pro Tag waren mit und ohne ACLF nicht signifikant unterschiedlich (482,80 € vs. 480,3 €; p = 0,2919).
Schlussfolgerung:
Das Auftreten einer nosInf und/oder eines ACLF führt bei dekompensierter Leberzirrhose zu einer signifikanten Erhöhung der Behandlungskosten. Die gleichbleibenden bzw. tendenziell niedrigeren Tageserlöse trotz aufwendigerer Behandlung könnten ein Hinweis dafür sein, dass nosInf und ACLF im aktuellen DRG-System noch nicht ausreichend berücksichtigt werden.