Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696093
Symposien
S03  Weiterentwicklungen einer evidenzbasierten Suchtprävention in Deutschland
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wirksamkeitswissen für die evidenzbasierte Suchtprävention

Ausgewählte Ergebnisse der BZgA-Expertise Suchtprävention 2019
A Bühler
1   Hochschule Kempten
,
J Thrul
2   Johns Hopkins University, Baltimore, Bloomberg School of Public Health
,
E Gomes de Matos
3   IFT Institut für Therapieforschung, München
,
M Goecke
4   BZgA Bundeszentralel für gesundheitliche Aufklärung
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Ziel der aktualisierten Expertise ist es, die Wirksamkeit von Ansätzen zur Prävention des Substanzmissbrauchs und problematischen Glückspielverhaltens in unterschiedlichen Handlungsfeldern (Familie, Schule, Hochschule, Medien, Gesundheitswesen, Kommune und gesetzliche Regelungen) anhand von aktuellen qualitativ hochwertigen Reviews und Meta-Analysen zu beurteilen. Wirksamkeit wird definiert als Verhinderung, Verzögerung oder Reduktion des Konsum- und Glückspielverhaltens von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Zielgruppe der Expertise sind Entscheidungsträger in der Suchtprävention auf allen handlungspolitischen Ebenen, sowie Personen, die mit der Entwicklung und/oder Durchführung präventiver Maßnahmen betraut sind. In diesem Beitrag werden ausgewählte Ergebnisse zur Effektivität von suchtpräventiven Ansätzen im Handlungsfeld Familie und Schule vorgestellt.

Methode Für den Zeitraum 2013 bis 2017 wurden nationale und internationale Veröffentlichungen systematisch recherchiert und 62 Publikationen ausgewählt, darunter 40 Metaanalysen.

Ergebnisse Allgemein zeigt Suchtprävention Effekte, wenn mit bestimmten Alters- und Konsumgruppen und mit bestimmten Methoden gearbeitet wird. Diese präventiven Effekte sind klein. Familienbasierte Prävention hat Effekte auf den Tabakkonsum und kann präventive Effekte auf den Alkoholkonsum haben. Im Handlungsfeld Schule ist präventive Wirkung u. a. nachweisbar für universelle Lebenskompetenzprogramme (Tabak, Alkohol) und peergestützte Programme (Alkohol, illegale Substanzen). Allgemeine resilienzfördernde Ansätze beeinflussen den Konsum illegaler, nicht aber den legaler Substanzen. Im schulischen Bereich können aufgrund der großen Studienanzahl über grobe Ansätze hinaus sehr differenzierte Aussagen zur Wirksamkeit von bestimmten Inhalten und Methoden, je nach Alter, Substanz und Ausrichtung, getroffen werden. Übungen zur Selbstkontrolle stechen dabei hervor. Universelle schulbasierte Programme können präventive Effekte auf das Spielverhalten haben und zeigen gelegentlich Effekte auf problematisches Glücksspielverhalten

Diskussion Die Bedeutung der Ergebnisse für evidenzbasiertes suchtpräventives Handeln wird eingeordnet und eine Diskussion über die Beurteilung von inkonsistenter Evidenz durch internationale Reviews und nationalen Einzelstudien angeregt.