Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696108
Symposien
S07 Harm-Reduction in der Behandlung der Opioidabhängigkeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diamorphin-Substitution: ein Beitrag zur Stabilisierung Schwerstkranker

O Pogarell
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum der Universität München
,
J Bogner
2   Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Klinikum der Universität München
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Die Abhängigkeit von Opioiden stellt aufgrund der medizinischen, psychosozialen und gesellschaftlichen Folgen eine Herausforderung für die Gesundheits- und Sozialsysteme dar. Aufgrund krankheitsimmanenter Risiken und Folgen für die Betroffenen (Infektionskrankheiten, Komorbidität, Mortalität), deren Angehörigen sowie die Solidargemeinschaft (Sozialsysteme) sind neben differenzierten langfristigen therapeutischen Angeboten auch niedrigschwellige Harm-Reduction-Ansätze erforderlich.

Seit 2009 stellt die diamorphingestützte Therapie für eine ausgewählte Gruppe opiatabhängiger Patienten eine zusätzliche Behandlungsoption dar. Die gesetzlichen Eingangsvoraussetzungen legen u. a. das Vorhandensein komorbider Störungen und somit eine besondere Schwere der Erkrankung fest: laut Betäubungsmittelverschreibungsverordnung kann eine Diamorphinbehandlung in von den zuständigen Landesbehörden hierzu ermächtigten Einrichtungen durchgeführt werden, um schwersterkrankte Patienten mit seit langem bestehender Opiatabhängigkeit zu behandeln, die sowohl schwerwiegende somatische als auch psychische Störungen aufweisen.

Im Rahmen der diamorphingestützten Therapie werden die Patienten mehrmals täglich in der Ambulanz gesehen und können, auch hinsichtlich der Behandlung komorbider Störungen, ärztlich intensiver betreut werden. Die Mehrzahl der Patienten respondiert hinsichtlich der Opiatabhängigkeit positiv auf die Diamorphinsubstitution, zusätzlich zeigen Daten, dass auch komorbide Störungen sowie ein gefährdender konkomitanter Konsum günstig beeinflusst werden können. Eine Diamorphin-Substitution schließt eine Berufstätigkeit nicht aus, vielmehr sind viele Betroffene auch am ersten Arbeitsmarkt beschäftigt und psychosozial adäquat integriert.