Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696115
Symposien
S09  WAT-Symposium Tabakentwöhnung: Von E-Health-Angeboten über Telefonberatung zur vollfinanzierten Maximalintervention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rauchertelefon der BZgA und Klinik – eine heilsame Verbindung!

C Rustler
1   Deutsches Netz Rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen DNRfK e. V.
,
K Duhme
2   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
,
F Sielaff
1   Deutsches Netz Rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen DNRfK e. V.
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Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Die Rauchstoppberatung ist eine der wirksamsten und kosteneffizientesten Behandlungsmaßnahmen. Sie sollte allen Rauchenden bei jedem Kontakt mit Fachpersonen im Gesundheitswesen angeboten werden. Ein Klinikaufenthalt bietet die Chance eines „teachable moments“ für diese Patientengruppe. Vielfältige Gründe wie etwa Personalknappheit, Qualifikationsdefizite und nicht ausreichende Finanzierung von beratungsintensiven Interventionen erschweren jedoch Rauchstoppberatungen in der Praxis.

Methode Mit der kostenfreien Telefonberatung bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ein wirksames und vor allem leicht zugängliches Ausstiegsangebot. Pro-aktive Anrufe steigern dabei noch zusätzlich die Erfolgsaussichten. Nach einem Jahr war proaktive Beratung mit mindestens drei zusätzlichen Beratungsgesprächen wirksamer als eine einmalige oder weniger intensive proaktive Beratung mit einer Punktprävalenz: 34,4% vs. 21,3% (Lindinger 2012). Die Intensivierung der Vermittlung in die Telefonberatung der BZgA innerhalb der Klinik erscheint daher als mögliche Lösung, um mehr rauchenden PatientInnen ein wirksames Angebot in einer für sie günstigen Motivationslage anzubieten.

Ergebnis Wie es gelingen kann, die bestehenden Hürden zu überwinden, wurde in einem Expertenworkshop im Herbst 2018 erarbeitet. Zentrale Ergebnisse waren a) für die Klinikleitung muss der Nutzen und die Machbarkeit kommuniziert werden, b) der Aufwand muss für die Durchführenden leistbar sein und daher auf die Ansprache und Weiterleitung in die Telefonberatung beschränkt sein, c) die Aufgaben sollten klar geregelt sein und weitere unterstützende Dienste eingebunden werden, d) angebotsorientierte und offensive Kommunikation mit unterschiedlichen Medien sollen die Wahrnehmung des „rauchfrei ticket“ erhöhen.

Diskussion In einer Modellphase bis Ende 2019 werden Prozesse und Medien entwickelt und diese in ca. acht Piloteinrichtungen getestet. Nach Abschluss der Modellphase soll eine dauerhafte Anwendung in der klinischen Routine und die Verbreitung des Prozesses unterstützt werden. In dem Vortrag wird das Modellprojekt vorgestellt und erste Erfahrungen aus der Praxis zur Diskussion gestellt.