Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696123
Symposien
S11  Alkoholkonsum und attributable Krankheitslast, sowie Versorgung alkoholbezogener Störungen in Deutschland
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Komorbiditäten und Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen von Menschen mit riskantem Alkoholkonsum

Daten der „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) Studie
B Schulte
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS)
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
,
M Schrietter
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS)
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
,
C Lindemann
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS)
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
,
J Manthey
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS)
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Bereits riskanter Alkoholkonsum steht im Zusammenhang mit einer erhöhten Krankheitslast hervorgerufen durch die Entstehung und Progression von alkoholassoziierten Folgeerkrankungen. Ziel dieses Beitrags ist es, die Verteilung des riskantem Alkoholkonsums in Deutschland darzustellen und die Zusammenhänge zwischen riskantem Alkoholkonsum, assoziierter Komorbiditäten sowie der Inanspruchnahme von ärztlichen Versorgungsleistungen darzustellen.

Methode Für die Auswertung wird auf Daten der „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) Studie,einer repräsentativen Querschnittsbefragung von 24 016 Personen im Alter von 18 Jahren und älter, zurückgegriffen. Die Datenerfassung erfolgte im Jahr 2014/2015 anhand von gesundheitsbezogenen Fragebögen. Als Grenzwert für riskanten Alkoholkonsum wurden 20 g Reinalkohol/Tag für Frauen und 40 g Reinalkohol/Tag für Männer festgelegt (mittels AUDIT-C erhoben). Die Berechnung einer Variable zur individuellen Konsummenge ist bei der Studienleitung (RKI) beantragt, um die Auswertung hinsichtlich möglicher Zusammenhänge mit höheren und niedrigen Trinkmengen zu erweitern.

Ergebnis 1224 (4,6%; KI 4,2 – 4,9) der befragten Personen wiesen einen riskanten Alkoholkonsum auf (Frauen 4,1%; KI 3,6%-4,5, Männer 5,3%; KI 4,8 – 5,8%). In der Inanspruchnahme von hausärztlichen Versorgungsleistungen innerhalb der letzten 12 Monate unterscheiden sich Personen mit riskantem Konsum (79%,KI 76 – 81,7%) nicht von den mit moderatem (Frauen: < 20 g/Tag, Männer: < 40 g/Tag) oder ohne Alkoholkonsum im letzten Jahr (80%,KI 79,8 – 81,3%). Personen mit riskantem Alkoholkonsum gaben häufiger an, in den letzten 12 Monaten von psychischen und somatischen Komorbiditäten wie Depressionen (16,5%, KI 13,8 – 19,6% vs. 11,1%, KI 10,5 – 11,6%) oder Bluthochdruck (34%, KI 30,7 – 37,5% vs. 29%, KI28,9 – 30,6%) betroffen zu sein.

Diskussion Die Ergebnisse bestätigen das Ausmaß des mindestens riskanten Alkoholkonsums in Deutschland. Die Daten zeigen, dass Personen mit riskantem Alkoholkonsum nicht nur häufiger von alkoholassoziierten Komorbiditäten betroffen sind, sondern auch regelmäßig medizinische Leistungen in Anspruch nehmen. Da 4 von 5 Personen mit riskantem Alkoholkonsum ihre*n Hausarzt mindestens jährlich sehen, besteht in der allgemeinärztlichen Versorgung ein besonderes Potenzial zur Reduktion des Konsums mittels kosteneffektiver Maßnahmen, wie der Durchführung von Kurzinterventionen.