Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0039-1696140
Compulsive Sexual Behavior Disorder (CSBD) – Phänomenologische und neurobiologische Aspekte
Publication History
Publication Date:
03 September 2019 (online)
Hintergrund Obwohl viele Wissenschaftler die Compulsive Sexual Behavior Disorder (CSBD) eher als eine Verhaltenssucht sehen, wird diese Störung wohl im zukünftigen ICD 11 im Kapitel der Impulskontrollstörungen verortet. Ein Grund für diese kontrovers geführte Debatte ist, dass wenig empirisch gesicherte Informationen zu den Ursachen und den Korrelaten dieser Störung existieren und die neurobiologischen Befunde zum Teil widersprüchlich sind.
Methode In einer Pilotsstudie wurden die Fallgeschichten von Männern ausgewertet, die sich selbst als sexsüchtig bezeichneten. Neben biografischen und klinischen Daten, wurden Persönlichkeitsfragebogen ausgewertet. Eine Teilgruppe der Männer nahm auch an drei verschiedenen fMRT-Studien teil.
Ergebnisse Es zeigte sich, dass die Männer am häufigsten über exzessiven, für sie kaum kontrollierbaren Pornografiekonsum als kompulsives Verhalten klagten. Die Auswertung der Persönlichkeitsfragebogen legte zwei Subgruppen nahe: Die eine zeigt sexsüchtiges Verhalten, da sie durch ihr sexsüchtiges Verhalten besonders positiv verstärkt wird (besonders starkes Lusterleben), während die andere Gruppe negativ verstärkt wird (nutzt Pornographie, um negativen Stimmungen und Emotionen zu entgehen). Die Ergebnisse der fMRT-Untersuchungen zeigten, dass sich Männer mit CSBD in ihren neuronalen Reaktionen auf sexuelle Reize kaum von Kontrollmännern unterschieden. Jedoch zeigten diese Männer höhere Reaktionen auf konditionierte appetitive Reize (unkonditionierter Reiz: pornographisches Bild).
Diskussion Vor dem Hintergrund der vorgestellten Daten wird die Einordnung der CSBD als Impulskontrollstörung kritisch diskutiert und das Konzept der Verhaltenssucht als bessere Alternative vorgeschlagen.