Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696195
Symposien
S30 Alkoholbezogene E-Interventionen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wirksamkeit einer Internet Intervention für die Reduktion von Alkoholkonsum bei Erwachsenen (Vorvida): Ergebnisse einer randomisiert-kontrollierten Studie

JM Zill
1   Institut für Medizinische Psychologie, Universtitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
E Christalle
1   Institut für Medizinische Psychologie, Universtitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
B Meyer
2   GAIA AG, Hamburg
3   Department of Psychology, City, University of London, London, United Kingdom
,
J Dirmaier
4   Institut für Medizinische Psychologie, Universtitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
M Härter
4   Institut für Medizinische Psychologie, Universtitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Hintergrund Studien zeigen, dass Internet Interventionen zur Reduktion des Alkoholkonsums beitragen, jedoch meist geringe Effektstärken aufweisen. Ob individuelle Anpassungen der Programminhalte an den Benutzer die Wirksamkeit positiv beeinflussen können, ist bisher unklar. Es wurde die Effektivität von Vorvida untersucht, einer kognitiv-behavioralen Internetintervention mit individueller Anpassung der Inhalte.

Methode 608 Erwachsene mit riskantem Alkoholkonsum wurden in eine pragmatische randomisierte kontrollierte Studie (RCT) mit Interventionsgruppe (IG) und Care-as-usual-/Warteliste-Kontrollgruppe (CAU/WL) eingeschlossen. Primäres Outcome: selbstberichteter Alkoholkonsum (Quantity-Frequency-Index (QFI); Timeline-Follow-Back (TFB) Methode)). Sekundäre Outcomes: Trinkverhalten (Rauschtrinken/Betrunkensein); psychologische Aspekte des Alkoholkonsums: (1) Erwartung positiver Alkoholwirkungen (Comprehensive Alcohol Expectancy Questionnaire (CAEQ)); (2) Abstinenz- und Rückfallerwartung (Alcohol abstinence self-efficacy scale – German Version (AASE-G)); (3) Änderungsmotivation (Fragebogen zur Änderungsbereitschaft bei Alkoholkonsum (RCQ-G); Readiness-Ruler); Zufriedenheit mit Vorvida (nur IG). Die Datenerhebung erfolgte zu drei Zeitpunkten: Baseline (t0); nach drei (t1) und sechs Monaten (t2). „Intention to Treat“ – Analysen (ITT) wurden durchgeführt.

Ergebnis Zu t1 zeigten sich signifikante Gruppenunterschiede zwischen der IG und CAU/WL im Alkoholkonsum (QFI: d = 0.28; TFB: d = 0.42), Rauschtrinkens (d = 0.87) und Betrunkenseins (d = 0.39). Die IG zeigte eine signifikant geringere Erwartung von positiver Alkoholwirkung (CAEQ-Skalen: d = 0.20 bis d = 1.00) und eine höhere Selbstwirksamkeitserwartung (AASE: Sicherheit: d = 0.31; Versuchung: d = 0.48). Alle Effekte waren zu t2 erhalten/verstärkt. Für die Änderungsmotivation zeigten sich zu t1 keine signifikanten Gruppenunterschiede. Die subjektive Zufriedenheit mit Vorvida war sehr hoch.

Diskussion Vorvida erwies sich bei riskanten Alkoholkonsumenten als effektiv in der Reduktion des Alkoholkonsums sowiebei psychologischen Aspekten des Alkoholkonsums. Folgestudien sollten Effekte einzelner Programmelemente als auch Langzeiteffekte untersuchen.