Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696205
Symposien
S32 Internetbezogene Störungen: Diagnostik und Korrelate
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neuropsychologische Korrelate spezifischer Internetnutzungsstörungen: Überblick zu Internet Gaming und Social Media Nutzung

E Wegmann
Allgemeine Psychologie: Kognition und Center for Behavioral Addiction Research, Universität Duisburg-Essen
,
M Brand
Allgemeine Psychologie: Kognition und Center for Behavioral Addiction Research, Universität Duisburg-Essen
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Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Die Aufnahme der Gaming Disorder in das ICD-11 der WHO unterstreicht die klinische Relevanz der pathologischen Nutzung von Online-Spielen. Dabei werden in der Forschung vor allem Parallelen zu anderen suchtartigen Verhaltensweisen wie dem pathologischen Glücksspiel und substanzbezogenen Störungen adressiert. Neben der Gaming Disorder wird auch die pathologische Nutzung von Social-Media-Anwendungen im Internet als weitere Internetnutzungsstörung diskutiert. Für ein besseres Verständnis dieser Störungen gilt es, neuropsychologische Korrelate als zugrundeliegende Mechanismen der Entwicklung und Aufrechterhaltung einer suchtartigen Internetnutzung zu untersuchen.

Methode Aktuelle neuropsychologische Studienergebnisse zur pathologischen Nutzung von Online-Spielen wie auch Social-Media-Anwendungen werden überblicksartig zusammengefasst und gegenübergestellt.

Ergebnisse Die Ergebnisse verdeutlichen, dass zentrale Mechanismen substanzbezogener Störungen und des pathologischen Glücksspiels auch bei der pathologischen Nutzung von Online-Spielen relevant sind. Diese umfassen insbesondere neuropsychologische Korrelate wie Reiz-Reaktivität, Craving und Belohnungsantizipation, Konditionierungsprozesse und eine reduzierte Inhibitionskontrolle. Erste Studien können die Bedeutsamkeit dieser Prozesse für die pathologische Nutzung von Social-Media-Anwendungen ebenfalls aufzeigen.

Diskussion Die Ergebnisse unterstreichen die Gemeinsamkeiten verschiedener spezifischer Internetnutzungsstörungen im Hinblick auf zugrundeliegende Prozesse. Deutlich wird jedoch auch, dass insbesondere die empirische Evidenz zur pathologischen Social-Media-Nutzung dringend erweitert werden sollte, um die klinische Relevanz sowie konvergente und divergente Mechanismen pathologischer Verhaltensweisen identifizieren zu können.