Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696220
Symposien
S36 Internetbezogene Störungen: Facetten, Phänomenologie, Therapie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Phänomenologie suchtartiger Social Media Nutzung

L Mader
1   Ambulanz für Spielsucht, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Unimedizin Mainz
,
K Wölfling
1   Ambulanz für Spielsucht, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Unimedizin Mainz
,
L Scherer
1   Ambulanz für Spielsucht, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Unimedizin Mainz
,
ME Beutel
2   Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Universitätsmedizin Mainz
,
M Dreier
1   Ambulanz für Spielsucht, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Unimedizin Mainz
,
E Wegmann
3   CeBAR, Universität Duisburg-Essen
,
M Brand
3   CeBAR, Universität Duisburg-Essen
,
KW Müller
1   Ambulanz für Spielsucht, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Unimedizin Mainz
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Die Nutzung und Popularität sozialer Medien bzw. sozialer Netzwerk-Seiten hat gerade in den letzten Jahren rasant zugenommen und ist aus dem Leben vieler – vor allem jüngerer-Menschen nicht mehr wegzudenken. Aufgrund der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten, die soziale Medien bieten, ist dies nicht verwunderlich. Somit hat die zunehmende Nutzung sozialer Medien auch soziale Veränderungen ausgelöst – darunter vor allem in der Art und Weise der Kommunikation. Hierzu sowie auch im Hinblick auf positive sowie negative Auswirkungen wurden bereits zahlreiche quantitative Studien durchgeführt. Im Vergleich dazu liegen kaum qualitative Daten zum Phänomen intensiver Social Media Nutzung vor, die eine detailliertere Charakterisierung zulassen. Mit der vorliegenden Untersuchung soll diese Lücke geschlossen werden.

Methode Die qualitativen Daten zum Phänomen der Social Media Nutzung wurden mittels eines qualitativen Tiefeninterviews, an regelmäßig bzw. intensiven Social Media-Nutzenden erhoben. Zusätzlich erfolgte eine experimentalpsychologische Testungen an Intensivnutzenden in Form einer auf das Zielkonstrukt Social Media angepassten Variante des Impliziten Assoziationstests (IAT).

Ergebnisse Ergebnisse des IAT sowie der qualitativen Tiefeninterviews werden berichtet. Es wird auf implizite Reaktionen auf mit Social Media assoziierten Reizen von Intensivnutzenden eingegangen und im Detail Nutzungsmuster, -motive und -konsequenzen, Problemwahrnehmung, Gegenregulierungsmaßnahmen, Veränderungsmotivation sowie Interaktionspräferenzen berichtet. Hier wird vor allem der Stellenwert und die Dominanz sozialer Medien im Alltag deutlich. Außerdem kristallisiert sich heraus, dass die intensive Nutzung zwar häufig als Mittel zur Prokastination und Zeitverschwendung wahrgenommen wird, die Veränderungsmotivation jedoch vergleichsweise gering ausfällt.

Schlussfolgerung Die Befunde liefern tiefere Einblicke in die Phänomenologie der Social Media Nutzung. Damit ist die Möglichkeit gegeben eine intensive bis hin zur suchtartigen Nutzung näher zu beschrieben und ein umfassenderes Verständnis dieser zu erlangen. Weiterhin können die Daten einen wichtigen Beitrag zu der Einordnung suchtartiger Social Media Nutzung in das Feld der internetbezogenen Störungen leisten und lassen Vergleiche mit diesen auf verschiedenen Ebenen zu.