Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696236
Symposien
S40 Behandlung und Beratung von Angehörigen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Effekte der Angehörigenseminare in der Salus Klinik Hürth auf den Therapieerfolg unter Einbeziehung von Katamnese-Daten

C Kriescher
salus klinik Hürth
,
K Dittmer
salus klinik Hürth
,
J Domma-Reichart
salus klinik Hürth
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Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Nach Schätzungen der DHS sind ca. 11 Mio. Menschen als Angehörige suchtkranker Menschen betroffen. Suchterkrankungen schädigen nicht nur Körper und Psyche der Betroffenen, sie schädigen auch deren soziales Netzwerk. Das Angebot von Angehörigenseminaren soll diese sozialen Netzwerke stärken, auf mögliche Rückfälle vorbereiten sowie dysfunktionales Verhalten thematisieren. Hypothese: Es wird ein positiver Zusammenhang zwischen Teilnahme am Angehörigenseminar und Therapieerfolg im Sinne von längerfristiger Abstinenz und der Zufriedenheitseinschätzung angenommen.

Methode Rehabilitand*innen der Entlass-Jahrgänge 2014 – 2016, die mit Partner*in am Angehörigenseminar teilgenommen haben (AS: N = 58), werden verglichen mit Rehabilitand*innen, die in einer Partnerschaft sind, aber nicht teilgenommen haben (VG: N = 511). Erhoben wurden soziodemografische Daten, der BSI (Franke, 2000) zu Behandlungsbeginn und Behandlungsende und die durchgängige Abstinenz in der Katamnese 12 Monate nach Entlassung. Zur Untersuchung des Zusammenhangs der Seminarteilnahme und der 12-Monats-Abstinenz nach Therapieende wurde eine logistische Regression, zur Untersuchung des Zusammenhangs der Seminarteilnahme und der Partnerschaftszufriedenheit eine lineare Regression berechnet. Als Kontrollvariablen wurden jeweils Alter, Geschlecht, Familienstand, Arbeitssituation, GSI zu t1 mit aufgenommen.

Ergebnisse Die Gruppenzugehörigkeit (AS) [Odds Ratio (OR) = 3,21; 95% Konfidenzintervall (KI) = 1,21 – 8,48; p = 0,02] und die Arbeitssituation (mit Arbeit) [OR = 2,31; KI = 1,24 – 4,28; p = 0,008] sind positive Prädiktoren für eine 12 Monate durchgängige Abstinenz. Es zeigt sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen Gruppenzugehörigkeit und Zufriedenheit mit der Partnerbeziehung.

Diskussion Den Erwartungen entsprechend zeigte sich eine höhere Wahrscheinlichkeit, nach 12 Monaten noch abstinent zu sein, für Teilnehmer*innen am Angehörigenseminar, wobei dieser Zusammenhang nach Kontrolle von Drittvariablen wie Alter, Geschlecht, Familienstand und psychischer Belastung (GSI) robust war. Entgegen der Erwartung zeigte sich kein Zusammenhang zwischen Seminarteilnahme und Partnerschaftszufriedenheit. Das zeigt, dass Angehörigenseminare für die Erreichung der Abstinenz wichtig sind und unbedingt im Rahmen einer Entwöhnungsbehandlung angeboten werden sollten. Für die Untersuchung von Effekten solcher Seminare auf die Beziehungsqualität sollen in weiteren Untersuchungen evaluierte Fragebögen zur Beziehungsqualität eingesetzt werden.