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DOI: 10.1055/s-0039-1696246
Weiterentwicklungspotenziale der niedersächsischen Suchtprävention
Ergebnisse einer Delphi-StudiePublication History
Publication Date:
03 September 2019 (online)
Einleitung Am 22. 01. 2014 hat der Niedersächsische Landtag beschlossen, die Suchtprävention in Niedersachsen zu stärken. Präventionsarbeit und Suchtpolitik sollten zukünftig besser an die gesellschaftliche Realität angepasst werden.
Methode Im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung wurden in den Jahren 2016 (t1: N = 657) und 2017 (t2: N = 449) eine mehrstufige multimethodale Delphi-Studie durchgeführt. Ziel war es, allen landesweit tätigen Suchtpräventionsakteuren unabhängig von ihrem institutionellen Hintergrund eine Beteiligung an der Studie zu ermöglichen. Neben Suchtpräventionsfachkräften waren Mitarbeiter*innen der Fachstellen für Sucht und Suchtprävention, Mitglieder kommunaler Präventionsgremien, die Suchtselbsthilfe, polizeiliche Präventionsfachkräfte, Fachleute aus dem Jugendschutz sowie Akteure betrieblicher Suchtprävention beteiligt. In der ersten Befragung wurden die subjektive Sichtweise der Akteure auf den Ist-Zustand der niedersächsischen Suchtprävention und ihre konkrete Handlungspraxis im Hinblick auf ihr methodisches Vorgehen, die adressierten Zielgruppen und gewählten Themenschwerpunkte thematisiert. Die aus der ersten Befragung abgeleitete zentralen Befunde und Thesen wurden in der zweiten Befragung ins Feld zurückgespiegelt und Einschätzungen hierzu eingeholt. Basierend auf den Ergebnissen beider Befragungswellen schlossen sich Fokusgruppendiskussion mit Schlüsselpersonen der niedersächsischen Suchtprävention sowie angrenzender Versorgungsbereiche an, mit Hilfe derer formalisierte Handlungsempfehlungen entwickelt wurden.
Ergebnisse Die Ergebnisse der Studie ermöglichen eine Skizzierung der zukünftigen Entwicklungsbedarfe der niedersächsischen Suchtprävention. Weiterentwicklungsbedarfe zeigen sich im Hinblick auf eine stärkere Einbettung der Suchtprävention in kommunale Präventionsgremien, einen stärken Fokus auf selektive und indizierte Prävention, eine konsequentere Orientierung an evidenzbasierter Suchtprävention, einen stärkeren Fokus auf die Erreichung kritischer Risikogruppen und Lebenswelten und eine stärkere Formalisierung schulischer Suchtprävention. Ferner zeigt sich die Notwendigkeit, das Spektrum von durch Suchtpräventionsakteure adressierte Multiplikator*innen insbesondere in den medizinischen Sektor zu erweitern und die verhaltensbezogene Suchtprävention durch flankierende Verhältnisprävention zu stärken.
Diskussion Die Ergebnisse der Studie fließen derzeit in die Überarbeitung des landesweiten Suchtpräventionskonzeptes ein. Sie können überdies Impulse für die Weiterentwicklung der Suchtprävention und -hilfe in anderen Bundesländern liefern.