Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696266
Symposien
S47 Prävention und Rehabilitation bei substanzgebundenen Suchterkrankungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Opiatsubstitution mit retardiertem oralem Morphin

Patientencharakteristika und Lebensqualität nach dem Umstieg auf Morphinsulfat
K Lehmann
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
U Verthein
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
S Kuhn
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
C Baschirotto
2   Universitaʼdegli Studi di Firenze, Psychiatrieabteilung, AOU Careggi, Florenz
,
J Reimer
1   Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
3   Gesundheit Nord, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Bremen
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Seit 2015 ist retardiertes orales Morphin (slow release oral morphine –SROM) in Deutschland zur Substitutionsbehandlung zugelassen. In der Zulassungsstudie konnte eine mit Methadon vergleichbare Wirksamkeit festgestellt werden. Mögliche Vorteile einer Substitutionsbehandlung mit SROM gegenüber Methadon sind weniger Heroincraving, bessere Verträglichkeit, höhere Patientinnen- und patientenzufriedenheit und psychische Stabilität. Vorangegangene Studienergebnisse deuten ferner auf positive Wirkungen auf die Lebensqualität hin. Im Rahmen der SROMOS-Studie (Efficacy and tolerability of Slow-Release Oral Morphine in opioid substitution treatment) wird der Einsatz von SROM hinsichtlich der Wirkung und Sicherheit im Langzeitverlauf unter Routineversorgungsbedingungen evaluiert.

Methode In einer prospektiven, nicht-interventionellen, einarmigen Beobachtungsstudie wurden im Zeitraum zwischen Juli 2016 und November 2017 in 25 Studienzentren Deutschlands 180 Patienten, die von einem anderen opioidhaltigen Substitutionsmedikament auf SROM umgestellt wurden, in die Untersuchung eingeschlossen. Für die Studie wird auf Behandlungsdaten der Regelversorgung zurückgegriffen sowie Dokumentations- und Fragebögen für Ärztinnen und Ärzte und Patienten eingesetzt. Die individuelle Beobachtungsdauer beträgt 12 Monate. Die Daten zur Lebensqualität werden anhand des mehrdimensionalen Fragebogens „Modulares System zur Lebensqualität“ erhoben.

Ergebnis Daten der Zwischenanalyse aus dem Jahr 2018 zeigen, dass 74% der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer männlich sind und das Durchschnittsalter 44 Jahre beträgt. Die Patienten sind seit 23 Jahren opiatabhängig und befinden sich seit 7 Jahren in einer Substitutionsbehandlung. Die Studienteilnehmer werden anhand ihrer Patientencharakteristika wie psychischer Symptomatik, illegaler Drogenkonsum sowie körperlicher Gesundheitszustand beschrieben. Die 12-Monats-Haltequote wird berichtet und es werden Gründe für einen Behandlungsabbruch dargestellt. Als wichtiges Beurteilungskriterium des Behandlungsverlaufs werden die Daten zur Lebensqualität der Patienten ein Jahr nach dem Wechsel auf SROM präsentiert und diskutiert.

Diskussion Die Ergebnisse der Studie liefern ersten Daten unter den Bedingungen der Routineversorgung mit SROM und tragen zur klinisch relevanten Fragestellung bei, ob und in wieweit die mit retardiertem Morphin behandelten Patienten ähnlich positive Veränderungen zeigen, wie sie aus den Substitutionsbehandlungen mit (Levo-)Methadon oder Buprenorphin bekannt sind.